Musikproduktion - Einsteiger

  • Ich erstelle hier mal kurz eine Art Leitfaden für absolute Einsteiger. Dieser Leitfaden ist sehr allgemein gehalten und passt nicht unbedingt zu den Bedürfnissen jedes Einzelnen (manche brauchen z.B. ein anderes Audiointerface oder ein anderes MIDI-Keyboard, usw.). Es geht hier nur darum eine Art Einstiegspunkt zu vermitteln, von dem aus man dann selbst weiter recherchieren kann. Vielleicht hat der Eine oder Andere noch Ergänzungen, Verbesserungsvorschläge oder Fehlerkorrekturen.


    Für Zubehör und weitere Informationen in Form von Online-Ratgebern verlinke ich auf die Seiten von Thomann. Es gibt aber durchaus noch mehr Musikhäuser, die empfehlenswert sind (z.B. Session.de, JustMusic.de, MusicStore.de, Musik-Produktiv.de, usw.)


    Eins vorweg, man benötigt natürlich FLStudio. Hier empfiehlt sich die Producer Edition, da diese praktisch alle Werkzeuge mitbringt, die man für den Anfang benötigt.


    Ok, es geht los:



    Lernen 1:


    1) FLStudio Reference Manual unter dem Menüpunkt Help->Help index lesen (und damit meine ich komplett lesen!)
    Das Reference Manual gibt es auch online: http://www.image-line.com/help/index.html?id=flstudio


    2) auf http://www.flstudio-forum.de anmelden (falls noch nicht geschehen :wink: )


    3) die Tutorials hier im Forum ansehen: http://www.flstudio-forum.de/forumdisplay.php?fid=43


    4) weitere Tutorials im Netz suchen, zum Beispiel auf YouTube: http://www.youtube.com/user/imageline



    Werkzeuge 1:


    1) die Lautsprecher sind das wichtigste. Normale PC-Lautsprecher, egal wie gut und teuer sie sein mögen, reichen für die Bedürfnisse eines Musikers nicht aus. Man sollte sich schnellstmöglich nach Abhörmonitoren umsehen. Am weitesten verbreitet sind aktive Nahfeldmonitore, Beispiel: http://www.thomann.de/de/yamaha_hs80m.htm
    In der Regel werden Monitore einzeln verkauft und sind relativ teuer. Deswegen ist es sicherlich eine gute Idee seine Monitore beim Fachhändler vor Ort auszuprobieren. Einige beliebte Marken, bei denen man in der Regel nichts falsch machen kann, sind KRK, Adam, Genelec und Yamaha.
    Online-Ratgeber von Thomann: http://www.thomann.de/de/onlineexpert_35.html


    2) in der Regel wird man irgendwann ein Audiointerface benötigen, Beispiel: Terrasoniq Phase X64 USB Audio Interface http://www.thomann.de/de/terrasoniq_phase_x64_usb.htm
    Online Ratgeber von Thomann: http://www.thomann.de/de/onlineexpert_83.html


    3) zum Einspielen von Melodien benötigt man ein MIDI-Keyboard, es empfiehlt sich ein Keyboard mit zusätzlichen Reglern, damit man während des Spielens auch einige Parameter einstellen kann, Beispiel: M-Audio Oxygen 49 (3rd gen) http://www.thomann.de/de/maudio_oxygen_49_3rd_gen.htm
    Online-Ratgeber von Thomann (Masterkeyboards): http://www.thomann.de/de/onlineexpert_25.html
    Online-Ratgeber von Thomann (Controller): http://www.thomann.de/de/onlineexpert_94.html



    4) man benötigt natürlich auch Klangerzeuger und Effekte. Mit FLStudio wird bereits einiges mitgeliefert. Benötigt man mehr, so kann man nach VST-Plugins suchen. Eine der besten Anlaufstellen dafür ist http://www.kvraudio.com/
    Man muss aber auch wissen, wie man seine Effekte und Klangerzeuger bedient. Stellvertretend hierfür ein Synthesizertutorial von Anadune0903: http://www.flstudio-forum.de/showthread.php?tid=16681
    Online-Ratgeber von Thomann: http://www.thomann.de/de/onlineexpert_40.html



    5) um seine Tracks auszuschmücken, kann man natürlich auf vorgefertigte Samples zurückgreifen. Es gibt tausende Seiten mit Samples und Loops im Netz und es gibt hier im Forum bereits jede Menge Links dazu, deswegen verweise ich an dieser Stelle nur auf die Vengeance Essentials http://refx.com/products/vengeance/samples/


    6) unter Umständen wird man noch mehr benötigen um seine Musik zu machen, wie z.B. Mikrofone, Instrumente, Effektgeräte... da es hier aber nur um die absoluten Basics geht, gehe ich jetzt erst mal nicht näher darauf ein.



    Musik machen:


    1) hier gibt es nur einen Punkt. Musik machen lernt man nur, indem man Musik macht. Eine alte Faustregel besagt: „Deine ersten hundert Tracks kannst du wegschmeißen“. Diese Regel stimmt definitiv und sie ist vielleicht sogar noch untertrieben. Man kann durchaus in wenigen Stunden einen Track zusammenbasteln, auf den man dann auch Stolz ist, nur ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und selbst mit musikalischem Talent hat man noch nicht alles, was man benötigt, um gute Musik zu machen. Oft ist es so, dass man voller Inbrunst seine ersten Tracks präsentiert und eher ernüchternde Kommentare erntet. Warum das so ist, versteht man am besten, wenn man seine ersten Tracks aufhebt und sie sich in ein paar Jahren nochmal anhört. Oft steigt einem dann die Schamesröte ins Gesicht und man fragt sich kopfschüttelnd, was man sich damals nur bei diesen Tracks gedacht hat, und ich spreche hier aus Erfahrung :wink:. Die wichtigsten Grundlagen des Musikers sind Erfahrung, Know-How und geschulte Ohren.



    Lernen 2:


    Wenn man soweit ist, seine eigenen Tracks zu machen, sollte man nach Feedback suchen. Insbesondere die negativen Kommentare sind wichtig, da diese angeben, in welchem Bereich man noch dazulernen muss. Grundsätzlich kann man diesen Punkt in drei Teile aufteilen:


    1) Harmonielehre – diese ist wichtig um Melodien zu erstellen (Grundbausteine der Musik)
    2) Arrangement – dieses ist der Aufbau des Tracks (Präsentation der Musik)
    3) Mixing und Mastering – das ist der letzte Feinschliff (die „Verpackung“ der Musik)


    Auch hierzu gibt es Tutorials (auch Videotutorials) im Netz oder auch in diesem Forum. Harmonielehre kann sehr schwierig aber auch für manche überflüssig sein. Das hängt einerseits vom musikalischen Talent, andererseits aber auch von der Art der Musik, die man machen möchte, ab. Wer Noise macht, wird sicher weniger Harmonielehre benötigen, als jemand der melodischen Trance macht. Wer ein Gespür dafür entwickelt hat, welche Noten zusammenpassen, dem kann es im Prinzip egal sein, welche Noten das sind, und welche Tonleitern er verwendet. Grundwissen kann allerdings nie schaden, deshalb hier ein Link zur Videotutorial-Serie von DJ Weigang: http://www.flstudio-forum.de/showthread.php?tid=20446


    Essentiell sind allerdings die anderen Punkte. Wie man seine Musik arrangiert ist nicht egal und wird in der Regel von der eingeschlagenen Musikrichtung bestimmt. So ist Popmusik beispielsweise in Strukturen wie

    [Intro]->[Strophe]->[Refrain]->[Strophe]->[Bridge]->[Refrain]->[Outro]


    eingeteilt. In einigen elektronischen Stilrichtungen verwendet man einen progressiven Aufbau, das bedeutet, das die einzelnen Teile quasi pyramidenartig angeordnet werden. Das kann z.B. so aussehen:


    [Intro]->[Basedrum setzt ein]->[Baseline kommt hinzu]->[Hihats kommen hinzu]->[Melodie kommt hinzu]->[Snaredrum kommt hinzu]->[es kommt ein Höhepunkt]->[Instrumente werden rausgenommen]->[eine neue Melodie setzt ein]->[es kommt wieder die Basedrum hinzu]->[Baseline kommt hinzu]->[Hihats kommen hinzu]->[die vorige Melodie kommt hinzu]->[Snaredrum kommt hinzu]->[ein weiterer Höhepunkt]->[die Melodien werden rausgenommen]->[Snaredrum wird entfernt]->[Hihats werden entfernt]->[Outro]


    Das Arrangement soll den Zuhörer durch die Musik führen. Oftmals spielt man hier mit Spannungsaufbau und Erwartungshaltung des Zuhörers. Das richtige Arrangieren lernt man am besten, indem man die Musik, die man machen möchte gründlich analysiert.
    Einige Tipps zum Thema Arrangement auf Delamar.de: http://www.delamar.de/tutorial…ucing-deiner-tracks-7222/


    Vermutlich der schwierigste Punkt ist Mixing und Mastering. Hier benötigt man am meisten Fachwissen und dieses sollte man sich nach und nach aneignen. Es ist wichtig, zu wissen welche Werkzeuge es gibt (z.B. Reverb, Delay, Kompressor, Equalizer,...) und wie diese richtig eingesetzt werden. Obwohl Mixing und Mastering heutzutage mehr und mehr verschmelzen, gibt es zwischen diesen zwei Punkten einen signifikanten Unterschied: beim Mixing steht die Qualität und beim Mastering steht hauptsächlich die Lautstärke im Vordergrund.


    Qualität bedeutet in diesem Fall, dass alle Teile der Musik eindeutig gehört werden können, dass es keine Verzerrungen gibt und das die Musik ausgewogen klingt, wobei es hier bei verschiedenen Musikstilen durchaus verschiedene Definitionen von „ausgewogen“ geben kann.
    Online-Tutorials zum Thema Mixing auf delamar.de: http://www.delamar.de/category/mixing/


    Die Lautstärke ist in letzter Zeit ein immer wichtigeres Thema geworden. Hintergrund des ganzen ist, dass lautere Musik meist besser klingt als leisere Musik. Das hat dazu geführt, dass im Rahmen des Mastering immer ausgeklügeltere Verfahren eingesetzt werden, um die Lautstärke des Tracks zu erhöhen. Das geht inzwischen soweit, dass sogar qualitätsmindernde Verzerrungen in Kauf genommen werden. Am Mastering wird man früher oder später nicht vorbei kommen, und jeder der sich mit Mixing beschäftigt, wird auch nebenbei automatisch das Mastering erlernen. Deswegen möchte ich dazu nur eines sagen: konzentriert euch am Anfang nur auf das Mixen! Wenn der Mix nicht passt, kann auch das Mastering nicht mehr funktionieren. Lauter kann man einen Track immer machen, aber grobe Fehler beim Abmischen lassen sich beim Mastering nicht mehr korrigieren.
    Online-Ratgeber (Mastering): http://www.thomann.de/de/onlineexpert_24.html



    Werkzeuge 2:


    Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo man sich Gedanken über weitere Hard- oder Software machen muss. Je nach Art der Musik, die man machen möchte, wird man vermutlich Mikrofone, Synthesizer, Effekte, usw. benötigen. Wenn man bis hierhin gekommen ist, hat man wahrscheinlich bereits eine Vorstellung davon, welches Equipment man benötigt. Deswegen möchte ich hier nur auf ein paar Punkte hinweisen, die gerne übersehen werden.


    1) Raumakustik – gute Monitore können ihre volle Qualität nur entfalten, wenn sie in einer geeigneten Umgebung stehen. Zur Raumakustik gehört es aber auch, einen Raum soweit zu präparieren, dass man in ihm Aufnahmen machen kann. Raumakustik ist ein komplexes Thema, weswegen man sich zum Einstieg das ein oder Andere Buch dazu kaufen sollte, Beispiel: http://www.amazon.de/Studio-Ak…F8&qid=1364265056&sr=1-15
    Nur mal so am Rande bemerkt: Eierkartons haben an den Wänden nichts zu suchen. Sie bringen fast nichts und sind dazu noch extrem gefährliche Brandbeschleuniger!


    2) Profiwerkzeuge – viele sind der Meinung, dass man mit sündhaft teurem Werkzeug automatisch bessere Musik macht – ein teurer Irrtum. Selbst das beste Keyboard macht die Musik nicht automatisch, sondern es braucht einen Musiker, der darauf spielen kann. Teure Geräte sind oft nicht nur leistungsfähiger als billige, sondern auch komplexer. Bevor man sich also das beste Profi-Equipment zulegt sollte man erst sicherstellen, dass man aus seinem bisherigen Equipment das Maximum raus geholt hat. Oder mit anderen Worten: ein neues Gerät ist erst dann erforderlich, wenn man mit seinem alten Gerät an die Grenzen gestoßen ist und nicht mehr besser werden kann.
    Es macht beispielsweise keinen Sinn, wenn man sich einen Clavia Nord Wave kauft, nur weil man ihn in irgendeinem YouTube-Video bei einem Producer im Studio gesehen hat, ohne zu wissen, wie man einen Synthesizer bedient. Es ist viel sinnvoller, wenn man sich erst einmal mit den Klangerzeugern beschäftigt, die FLStudio mitbringt, wozu z.B. der 3x Osc gehört. Ist man aus diesem raus gewachsen, dann kann man sich immer noch bei http://www.kvraudio.com nach weiteren Synthesizern umsehen. Es gibt auch richtig gute kostenlose Synths, wie z.B. Zebralette http://www.u-he.com/cms/zebralette


    Gleiches gilt natürlich auch für anderes Equipment, wobei man allerdings auch keinen absoluten Ramsch kaufen sollte. Es lohnt sich, im Internet nach Testberichten zu suchen oder sich ab und zu mal eine Fachzeitschrift zu kaufen.
    Einige Links:
    Alle Thomann Online-Ratgeber: http://www.thomann.de/de/onlineexpert.html
    Delamar.de: http://www.delamar.de/
    Amazona.de: http://www.amazona.de/
    Bonedo.de: http://www.bonedo.de/
    recording magazin (Zeitschrift): http://www.recmag.de/
    Sound & Recording (Zeitschrift): http://www.soundandrecording.musikmachen.de/


    3) Computer – mancher mag sich jetzt denken: „häh, was will denn der jetzt? Ich hab FLStudio installiert, mein Computer erfüllt die Mindestvoraussetzungen, so what?!?“.
    Unser Computer ist unser Studio. Könntet ihr in einem Studio Musik machen, in dem alles zugemüllt ist, in dem alle paar Minuten jemand rein und rausgeht, vor dem Fenster Baustellenlärm zu hören ist oder alle paar Minuten das Licht flackert?
    Ein echter Musiker pflegt seine Instrumente und dazu gehört in unserem Fall auch der Computer. Während dem Produzieren solltet ihr nichts anderes machen. Schaltet deshalb alle Dienste ab, die ihr nicht benötigt. Haltet eure Festplatte sauber, defragmentiert sie regelmäßig, achtet auf eine saubere Ordnerstruktur, entfernt unnötigen Ballast und macht regelmäßig Sicherheitskopien.
    Und zu guter Letzt: benutzt keine Cracks! Wenn ihr durch irgend einen dummen Zufall auffliegt, dann schadet euch das massiv. Euer Ruf ist hin und ihr könnt euch im schlimmsten Fall auf eine Abmahn- und Klagewelle einstellen.

  • Vielen Dank, Boron Carbide, für diesen Leitfaden.
    Ich habe den mal direkt freigeschaltet und als wichtig markiert.


    Sicherlich kann man über Einzelheiten und Details immer diskutieren, aber wer diesem Leitfaden folgt,
    ist schon mal auf einem sehr guten Weg. :wink:

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