Dynamik realisieren

  • Ich habe gelesen dass es von Vorteil ist wenn ein Song Dynamik hat, also Vers und Chorus unterschiedliche Lautstärken haben. Der Chorus zum Beispiel 4dB lauter ist. Wie realisiere ich das am Besten dass es gut klingt? Ich habe es einfach über den Master Fader probiert, dass ich den automatisiere und die Lautstärke am Anfang des Chorus angehoben wird. Man hört das aber sehr stark. Es klingt halt so als wenn jemand am Lautstärke-Regler dreht. Wie kann man das subtiler machen dass es dem Hörer nicht so auffällt? Wahrscheinlich durch die Instrumentierung...

  • Dynamik ist ne aussterbende Kunst... LEIDER...;(;(

    Alles wird heutzutage Maximalkomprimiert, besonders in der elektronischen Musik... 8o


    Hör Dir mal Klassische Musik an... DORT gibt es das Instrument "Dynamik" noch und man kann es wunderschön mitfühlen... <3<3


  • Gab ja schon einige gute Antworten hier.


    Offensichtlichste Antwort: Dynamik eines einzelnen Instruments ist z.B. "laut gespielt" oder "leise gespielt". Auch mehrere Instrumente können im Ensemble zusammen laut oder leise spielen - unabhängig vom Genre. Lass das Ensemble halt notfalls aus Synths bestehen. Auch die kannst du leise oder laut spielen lassen (je nach Einstellung ändert sich da nämlich auch der Klangcharakter, ähnlich wie bei akustischen Instrumenten. Und das macht Dynamikunterschiede darüber hinaus interessant).


    Damit der nächste Punkt: Dynamik kann nicht nur Lautstärke-Unterschiede bedeuten sondern meiner Meinung nach alle Parameter betreffen: Tonhöhe, Rhythmus (lange vs. kurze Noten), Klangcharakter (z.B. Gitarre gedämpft oder offen), Agogik (Tempo-Anderungen wie z.B. schnell vs. langsam), Polyphonie (viele verschiedene Stimmen zusammen vs. wenig verschiedene Stimmen zusammen), etc. Auch Wechsel zwischen Instrumenten kann dynamisch sein (mal spielt eine Instrumentengruppe auf Lautstärke A und danach eine andere Instrumentengruppe auf der gleichen Lautstärke A --> es entsteht auch hier eine dynamische Abwechslung).


    Dynamik ist meines Erachtens eine der wichtigsten Merkmale beim Produzieren von Kunst im Allgemeinen. Ganz gleich ob akustisch, optisch, performativ - ganz egal. Wie Tag und Nacht ist die ganze Existenz in einem stetigen Spannungsverhältnis. Dynamik ist sozusagen Spannung. Spannung ist - wenn konsumiert - aufregend. Das sorgt alles dafür, dass das "Konsumieren" von Kunst erst interessant wird. Es mag auch eher monotone Kunst geben, die trotzdem ihren Charme hat, keine Frage. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass auch in kleinsten Verhältnissen Spannung (Dynamik) existieren und ein Medium somit wieder interessant gestalten kann.


    Ich würde vorschlagen, dass du Musik, die dir gefällt und die du gerne selbst komponieren möchtest, analysierst und darauf achtest, was die Dynamik ausmacht. Wie viele Instrumente spielen wann und wo? Wie laut / leise spielen die? Bleibt das Tempo? Ändert sich der Klangcharakter irgendwo? Wieso bzw. wie genau tut er das? Was macht das Stereobild? Wie verhält es sich mit den Frequenzen durch das Stück? Gibt es melodisch oder harmonisch Variationen in diversen Parts? Etc. pp.


    Dynamik ist Leben. (-;

  • Danke. Gute Tipps. Aber wieder stelle ich fest, dass das mit den Automationen bei FL Studio murks ist. Klar ich hätte mein Projekt besser organisieren müsssen. Habe oben in der Playlist alle Instrumenten Pattern und unten alle Automationen. Aber es fällt super schwer da noch durchzusteigen. Es wäre echt besser, wenn man alle zu einem Pattern gehörigen Automationen auf Wunsch genau dort am Pattern ausklappen könnte. Ich weiss, man hätte das so organisieren können in FLS. Die eingeklappten Automationen schmälern aber auch etwas den Überblick.

  • Ich habe mir die videos mal angeschaut. Das normale Humanize/Randomize verstehe ich ja noch halbwegs. Aber wie ich Kick und Snare z.B. mit mehreren Noten und Velocitys automatisiert bekomme, das checke ich noch nicht so richtig (ich glaube das war das dritte video, das war mir zu kompliziert, da bin ich nicht mehr mitgekommen tIPP). Ich habe jetzt erst mal nur die Lautstärke der kick und Snare sowie die Synths und den Bass automatisiert und sie leicht von Vers zu chorus erhöht. Wahrscheinlich wäre das mit den Velocity eleganter, würde man den Unterschied hören?

  • Ich möchte dann doch noch einmal einwerfen, dass du auch unterscheiden kannst zwischen a) Prinzip und b) Umsetzung. Ersteres ist das, was ich angesprochen habe, was man erst einmal lernen muss zu verstehen, denke ich. Letzteres hingegen betrifft das Handwerk. In Bezug auf Dynamik geht es hierbei mitunter um, meiner Meinung nach, selbstverständliche Dinge. Dazu zählt das Verständnis, was z.B. Anschlagdynamik ist und wie sich diese auf virtuelle Instrumente (ob nun Synths oder Samples o.ä.) auswirken kann. Bedenke, dass vieles in der digitalen Musikwelt letztendlich nur die herkömmliche akustische Welt als Ursprung hat. Der Synth-Bass, der mit verschiedenen Anschlagdynamiken ggf. den Cutoff Filter ändert, imitiert somit ggf. entfernt das Zupfen eines echten Basses oder so und ändert durch den Filter Cutoff sozusagen die Klangcharakteristik, wie es auch ein echter Bass (vom Prinzip) her tun würde.


    Weiter zur Umsetzung: Natürlich kannst du das mit Automation steuern oder mit Anschlagdynamik (eng: Velocity) - es ist aber dann nur das: die Umsetzung. Eventuell zielt dein Thread vor allem darauf ab? Dann würde ich versuchen noch einmal zu reflektieren, ob das Prinzip an sich wirklich klar ist und die Fragen konkretisieren. Denn momentan wirken auf mich einige Fragen von dir eher sehr allgemein und mutmaßen schon beinahe, als würdest du grundlegende Techniken wissen wollen (Stichwort Automation, Velocity, etc.).


    Also: versuch, falls noch etwas unklar ist, am Besten die Dinge zu konkretisieren. Hinterfrage dich ganz genau, was jetzt eigentlich noch fehlt an Wissen bei dir. Anderenfalls wirkt es sonst (zumindest auf mich) so, als könntest du auch gleich allgemein fragen (Achtung: überspitzte Ironie): "Wie geht eigentlich Leben?". (-;




    Nachtrag:

    Bzgl. Technik handhabe ich es übrigens so, dass ich ALLE meine Stimmen stets per Masterkeyboard einspiele. Damit spiele ich die Dynamiken und auch leichten menschlichen Fehlerchen bereits mit ein und muss nachträglich nix artifiziell nachbasteln.

  • Hallo!

    Mein aktueller Song an dem ich arbeite ist zu 95 Prozent fertig. Ich habe beim Songaufbau ein bisschen darauf geachtet, dass zum Beispiel im Vers weniger Instrumente zum Einsatz kommen als im Chorus und somit eine gewisse niedrigere Lautstärke vorhanden ist. Ich habe gelesen, dass ein Unterschied zwischen Vers und Chorus von 4 bis 6 dB gut sein kann. Nun hatte ich wie zuvor geschildert probiert, die Master Lautstärke einfach zu automatisieren und noch ein bisschen die Lautstärke anzuheben zum Chorus hin. Das hat man aber zu stark gehört. Deswegen wollte ich mal nachfragen, wie andere das machen und welche Möglichkeiten es noch gibt. Da ich kein Keyboard live spielen kann, scheidet für mich die Variante des Einspielens der einzelnen Takes eher aus(ich arbeite lieber in der Piano Roll und entwerfe dort meine Melodien oder Akkorde am Reissbrett). Wenn ich alle Einzelspuren leiser mache ist das doch gleichbedeutend mit herrunterregeln des Masterkanals oder nicht? Und die Velocity verringern führt doch am Ende auch zu niedrigerer Lautstärke oder nicht? Dann könnte ich auch einfach die Lautstärke des Channels reduzieren. Am Ende neige ich nun dazu, einfach nur die reduzierte Zahl der Instrumente in den Versen wirken zu lassen (erfüllt ja seinen Zweck). Alle anderen Versuche haben sich bisher nicht gut angehört. Ich hatte mich gefragt, inwiefern sich ein echter Schlagzeuger im Vers und im Chorus anders verhält, er wird im Chorus vielleicht kräftiger zuschlagen(und der Keyboarder kräftiger in die Tasten hauen und der Sänger lauter singen, den Bass stärker zupfen)?! Das ändert dann nur die Lautstärke oder noch was anderes? Fragen über Fragen... Grüsse in die Nachbarstadt:-)!

  • Ich hätte dir jetzt auch das Video vom YouTube- Kanal Recording Blog vorgeschlagen, hatte aber gesehen, dass das schon Deniz gemacht hat. Viel kann man dazu eigentlich nicht mehr schreiben, das bereits Erwähnte, die verlinkten Videos, zeigen eigentlich ganz gut, wie man das umsetzen kann. Etwas mehr Instrumente, eventuell eine zweite Bassline dazu, Hat und/oder Snare abändern, damit sollte man einiges erreichen.


    Tagirius hat, wie zu erwarten war, in seinen Posts, auch bezüglich der Anschlagdynamik, eigentlich schon alles aufgezeigt.👍



    Schönen Abend euch allen.👍

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