Weigang und KiV schnacken über Harmonielehre

  • Dieser Thread setzt voraus, das Ihr folgende Videos von DJ Weigang gesehen und verstanden habt.


    Wir gehen also ein paar Schritte weiter und vertiefen das Ganze Thema Harmonielehre:


    [hr]


    die Aussage : " hänge einen Terz drauf, das klingt immer gut"
    ist nicht ganz richtig, da die große sowie die kleine Terz als
    unvollkommen Konsonant gilt...


    was heißt das?


    Konsonant= Harmonisch wohlklingend
    dissonant = unharmonisch mit staken Spannungen
    unvollkommen Konsonant= dieses Intervall hat Spannungen
    die man auch als dissonant bezeichnen könnte ...die brauchen
    eine Auflösung irgendwo hin (Vorsicht es ist nicht die Auflösung
    in einen anderen Akkord gemeint) sie brauchen zum Beispiel noch
    die Quinte zum Grundton (also ein C-dur ist ja so ein Akkord …
    Grundton darauf die Große Terz und die Quinte obendrauf so wird der Terz "konsonanter")....

    Woran liegt das?


    Stellt euch eine Gitarrensaite mit 1m Länge vor (egal in welchem
    Ton sie gestimmt ist). Schlage ich sie an, so schwingt die Saite im
    Verhältnis von: 1:1 also eine Prime (sollte klar sein). Wenn ich nun
    aber die Saite genau in der Mitte am Bund runter drücke erhalte ich
    ein Schwingungsverhälniss (zum Grundton der ganzen Saite) von 2:1 ...
    genau das ist eine Oktave.Wenn ich die Saite aber nun in 3 teile aufteile
    und im ersten drittel die Saite nach unten drücke erhalte ich eine
    Quinte..... nun kann ich die das Schwingungsverhältniss erhöhen
    in dem ich die Saite in immer kleiner Teile teile aber je mehr ich
    das tue um so dissonanter ist der Ton der dabei einsteht (bezogen
    auf den Grundton der Saite....


    folgendes Bild verdeutlicht das:


    [Blockierte Grafik: http://gutenberg.spiegel.de/gutenb/helmholt/musik/bilder/fig-11.jpg]


    ich hab mal im folgenden Bild die Intervalle beschriftet ...ihr
    Schwingungsverhälniss steht direkt hinter dem Namen und ob sie
    Konsonant, dissonant oder unvollkommen Konsonant sind...


    Es muss also heißen : Man kann KONSONATE INTERVALLE auf eine Note
    packen und bei unvollkommen Intervallen darauf achten das irgendein
    andres Instrument oder das selbe das Intervall noch stützt... so ein
    Terz allein kann dissonant wirken...


    und wenn man ein Intervall auf die Note "stapelt" , dann sollte es
    natürlich ein Ton sein der zum Akkord passt bzw. zur gerade
    verwendeten Tonleiter


    [Blockierte Grafik: http://www7.pic-upload.de/18.07.13/759ovgj4jv.jpg]


    ich hab mal ein Hörbeispiel rein-gepackt... im ersten Teil hört
    ihr das was ihr im Bild seht und im zweiten Teil die Intervalle
    nach ihren Schwingungsverhälnissen sortiert... da hört man
    deutlich wie das Ganze von harmonisch nach dissonant wandert...


    [mp3]http://www.flstudio-forum.de/attachment.php?aid=12916[/mp3]



    [hr]


    Das zweite... ist der Leitton der unterschlagen wurde *lol* :wink:


    was ist der Leitton?


    er leitet etwas ein... könnte man meinen.... ist auch so... es ist der
    letzte Ton bevor die tonleiter wieder von vorn beginnt. Er leitet
    sozusagen den Grundton wieder ein...


    Im Bild lässt sich das verdeutlichen...ganz Links ist die C-dur
    Tonleiter aufgebaut der letzte Ton (lila makiert) in dieser
    tonleiter ist der Leittlon (in diesem Fall das B (englisch)
    beziehungsweise H (Deutsch).


    Merkmale :


    -Er ist IMMER einen HALBTON UNTER dem Grundton...
    -Wird er gespielt (in der Aufwärtsbewegung) folgt darauf der Grundton..
    in der klassischen Harmonielehre ist das ein muss...
    also im Beispiel das „C“
    - Mit ihm wird dafür "gesorgt", dass es sauber wie von vorn anfängt...
    - in der Abwärtsbewegung ist er zu vernachlässigen


    im Soundbeispiel unten/im Bild zu sehen : spiele ich immer in der
    aufwärts Bewegung den Leitton aber löse nicht zum C auf ...oder
    Überspringe es (in der zweiten aufwärts Bewegung) das klingt nicht
    Rund nicht schön..Der Oktavsprung klingt misst


    Im zweiten teil mach ich das nochmal aber spiele nach dem Leitton
    immer das C (weil C-Dur Tonleiter= nach Leitton wieder auf c
    springen). klingt sehr rund und sauber...



    [Blockierte Grafik: http://i44.tinypic.com/vdhdhz.jpg]


    [mp3]http://www.flstudio-forum.de/attachment.php?aid=12921[/mp3]



    [hr]


    Von den 3 Moll-Tonleitern wurde leider nur eine erwähnt (Natürlich moll (oder auch "Äolisch- Tonleiter")


    Es gibt 3 Moll Tonleitern und warum? Das soll hier geklärt werden....


    Den die Natürliche Molltonleiter hat keinen Leitton...


    [Blockierte Grafik: http://www7.pic-upload.de/20.07.13/ewo9ky2tjoo.jpg]



    Im oberen Bild sieht man die Problematik . (ich bezeichne mal die Taktlinien als Spalten)


    Rechte Spalte ist zuerst die Natürliche Molltonleiter das ist die die Dj
    Weigang in seinem Tutorial gezeigt hat.... ab den Leitton wieder Lila
    gemacht und man sieht das sie keinen hat (erste Tonleiter Links hat
    keinen Leitton)....


    Man hat Nun um diesen Phänomen entgegenzuwirken einfach die 7
    Stufe um einen Halbton erhöht.... und daraus eine Neue Tonleiter
    gemacht "Harmonisch Moll" heißt sie (Spalte 2 ist sie zusehen)!
    Sie kling im Zusammenhang mit einem Akkord einfach harmonischer
    daher ihr Name...


    Dennoch hat diese Harmonische Moll-Tonleiter einen Fehler . der hier
    einstehende Übermäßige Sekundschritt (sorry im Bild leider falsch
    betitelt. er heißt übermäßiger Sekundschritt, weil ich ja die "Große
    Sekunde" um einen Halbtonschritt erhöht habe. der Ausgangspunkt
    für diesen schritt war also eine " große Sekunde" und wenn ich die
    erhöhe um einen schritt ... dann wird daraus eine "Übermäßige
    Sekunde" .... Natürlich ist eine Übermäßige Sekunde das selbe wie
    eine Kleine Terz aber der Betrachtungspunkt ist wichtig)


    Nun ist aber dieser schritt sehr ungünstig für Melodien oder Gesang...
    das Intervall lässt sich auch relativ unbehaglich Singen....
    so richtig gut ist es nicht für die Melodie...


    Deswegen hat man Einfach die sechste stufe der Harmonischen
    Molltonleiter auch noch um einen Schritt erhöht.... Das klingt
    einfach Melodischer...Deswegen heißt die daraus entstandene
    Tonleiter auch "Melodisch Moll" (Spalte 3)


    Wie wendet man das jetzt an?


    also wir haben nun 3 Molltonleitern. Ich persönlich habe noch nie
    mit Harmonisch Moll Gearbeitet.... weil sie eher der Übergang zu
    Melodisch Moll Beschreibt...aber wenn ihr mal einen so einen Song
    seht der gezielt mit ihr arbeitet ..her damit...


    Nun ist es so, da wir keinen Leitton haben, solltet ihr in der
    Aufwärtsbewegung " Melodisch Moll" spielen da sind die Übergänge
    in die nächste Oktave einfach weicher werden und in der
    Abwärtsbewegung könnt ihr prinzipiell jede Molltonleiter verwänden
    da nach unten keine oder nur eine kleine Leitwirkung besteht...
    Hoch: "Melodisch Moll", Runter: "Natürlich Moll"mach ich gern weil
    Natürlich Moll einfach die Tonleiter ist die richtigen "Original" Moll klang hat...


    [mp3]http://www.flstudio-forum.de/attachment.php?aid=12919[/mp3]
    flstudio-forum.de/core/index.php?attachment/12920/


    [hr]


    So und Jetzt wird's spannend !!!!
    Der Teil ist für die, die noch ein wenig weiter wollen!!!


    Wir vernichten die hälfte des gelernten und machen
    uns Gedanken um den Freigeist der Musik...


    [Blockierte Grafik: http://www7.pic-upload.de/20.07.13/rd61ikzrn9ya.jpg]



    Rechte Spalte seht ihr eine so genannte Pentatonische Molltonleiter.
    (Penta lat. = Fünf )... wir haben hier also eine 5 Ton-Tonleiter in
    Moll Charakteristik .... sie beinhaltet nur die wichtigsten Töne : Prime,
    Kleine Terz (daher Moll) Quarte, Quinte , Kleine Septime.... das
    klingt in großen Teilen sehr harmonisch ...ist es auch...es ist die
    Tonleiter zum improvisieren und auch die am meist genutzte an der
    Gitarre.Man brauch sie nur kennen und kann fast jedes wahnsinnig
    schnell gespielte solo auf der Gitarre nachspielen.... Macht mal eine
    Melodie mit ihr und ihr werdet merken funktioniert immer!


    Nun haben wir auf der rechten Seite die selbe Tonleiter nur kommt
    dort der Tritonus dazu... den wir "Diabulus in Musica" nennen (der
    Teufel der Musik) wer ihn in seinen Stücken verwendet ist mit dem
    Teufel im Bunde ...das war durch seine hohe dissonants so...
    und heute findet man ihn in einer Tonleiter... das ist die Blues
    Tonleiter und der Tritonus wird ... Blue Note genannt... Die
    schwarzen haben es beim improvisieren für gut befunden (sie macht
    diesen schweren Blues Charakter ) und eine ganze Musik Generation
    bis heute beeinflusst..... sie hat einen sehr speziellen Charakter ..
    Sie ist einfach durch ein Gefühl für die Musik entstanden...



    Beide Tonleitern verzichten auf den Leitton und haben unsere
    Musikkultur geprägt.. ;.) denn so streng nimmt es ja nun keiner mehr
    mit dem Leitton und ich glaube es ist eine Sache des Hörempfindens
    und Hörgewohnheiten... es ist einfach eine Sache des empfinden ob
    man auf etwas wert legt, wie den Leitton...




    [hr]
    Nun gibt es noch Weitere auswüchse der Blueskultur:


    es ist so das es ein klassisches Blues Schema gibt...
    man muss sich das so Vorstellen: die Musiker sitzen
    in einem Raum und improvisieren:


    und die erste frage ist: welche Kadenz? (=spannungsbogen: also
    Anordnung spielen wir Tonika, Subdominante und Dominante spielen)

    und welche Tonart = in c ?d? e? fmoll ? usw?


    und da hat sich ein Schema durchgesetzt was bis heute Auswirkungen auf unsere Musik hat: das Bluesschema
    es lautet wie Folgt:


    T/T/T/T/S/S/T/T/D/S/T/T
    T= Tonika
    S=Subdominate
    D=Dominate


    und meist wird es in F Moll gespielt..
    Sehr interessant ist das jedem Akkord noch die "kleine Septime "
    auferlegt wird das heißt das Bluesschema in C-Moll würde so gehen:


    cm7/cm7/cm7/cm7/fm7/fm7/cm7/cm7/gm7/fm7/cm7/cm7


    Was auffällt ist auch dieser Sprung von Dominate in die
    Subdominate... das war bis dahin eher zu vermeiden war
    und wurde als nicht gut klingend verteufelt im Blues
    vollkommen normal und findet man heut noch im rock
    und anderen Stilen....kurz es ist normal geworden



    Ich hab euch mal ein "Bluesstück" gemacht :
    - Es folgt dem Blue Schema
    - Es nutz die Bluestonleiter. Ich hab hier der Übersichtlichkeit in C Moll
    geschrieben und allen Akkorden die Septime angehängt


    -es rutscht ein wenig in die Jazzrichtung.. sorry aber ich fand es gut so...
    und das Blues Schema lass ich am Anfang einfach durchlaufen und spiel
    dann mit der Blues Tonleiter drüber...bekommt einfach einen sehr außergewöhnlichen Charakter...


    [sc][/sc]



    hier mal ein Bild (nur von der Melodie):


    [Blockierte Grafik: http://www7.pic-upload.de/20.07.13/n129vmefb7p9.jpg]


    1: hier entstehen manchmal Akkorde die etwas seltsam anmuten
    und große Spannungen entstehen lassen.... es sind meist Akkorde
    die einfach nur aus den Tönen der Blues Tonleiter genommen
    werden und zu Akkorden geformt werden ...


    Im Bild hab ich auch mal die gespielten "blue Notes" makiert...


    Ihr merkt also das man nicht alles so eng sehen sollte...den am ende entscheidet das Ohr...
    versucht euch selber mal ist wenn man alles verstanden hat richtig easy und macht Spaß ...
    wenn nicht fragt einfach wo ihr Probleme habt

    Dateien

    • intervalle.mp3

      (421,16 kB, 17 Mal heruntergeladen, zuletzt: )

    „Über Musik zu reden ist wie über Architektur zu tanzen.“
    Frank Zappa, US-amerikanischer Komponist und Musiker

    Einmal editiert, zuletzt von KIvschranz ()

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