Ich schaffe es aus den lustigsten Kinderliedern Moll-Versionen zu zaubern, die meine 5 jährige Nichte missstimmen: "Schön?" - "Aber so traurig." - "Wart' noch 40 Jahre, dann findest du das auch schön."
Diejenige Musik wirkt am stärksten emotional, die der momentanen Befindlichkeit entspricht. - Wer also chronisch melancholisch schwere Musik erschafft, und vollkommen außer Stande ist, etwas "heiteres" zu basteln, hat also ein tiefgründiges Problem? Ist ja schließlich ein Unterschied, ob ich ganz bewusst Melancholie, wie in "Für Elise" nutze, oder mir das unkontrolliert "ständig passiert".
ZitatWer beispielsweise Franz Schuberts Streichquartett "Der Tod und das Mädchen" auf einer Beerdigung hört, empfindet dieses Stück ganz anders als in einem Konzertsaal.
Geht eventuell mit den Bedingungen einher, unter welchen wir dem "Musizieren" nachgehen. Vielleicht sollte ich mir so einen 500Watt-Baustrahler oder nen Strobe vors Gesicht stellen, statt bei Kerzenschein und Monitorlicht am virtuellen Cello rumzuzupfen.
Ich male. Beim Malen hat man seinen "roten Faden". Er wird sich im Laufe des Lebens leicht, jedoch ab einem bestimmten Alter nicht mehr wesentlich ändern, denn er kommt von innen. Mit Ende 20 bis Mitte 30 ist das Thema "Große Sprünge in der Persönlichkeit" weitestgehend abgeschlossen; sie gilt dann als gefestigt. Den roten Faden kann man nicht lernen – man hat ihn einfach. Der rote Faden entsteht aus den Menschen und Dingen, die uns umgeben und interessieren – und auf welche Weise wir bereit sind uns auf diese einzulassen und mit diesen zu interagieren. Techniken kann man lernen. Aber irgendwann ist es vorbei mit der Theorie und dann bleibt der Rest: die eigene Persönlichkeit (unser Faden). Bei Musik verhält es sich ähnlich: Ich kann verschiedenste Richtungen absolut geil finden und werde immer außer Stande sein, sie nachzubauen; nicht mangels technischen Verständnisses, sondern weil diese kein Teil von mir, meiner Person, meinem roten Faden sind. Und wer sich doch auf diesen Tripp einlassen kann, womöglich sogar sehr sprunghaft, wird in seinen Ergebnissen kaum seine Persönlichkeit wiederfinden, sondern zu sehr das Schaffen der Ersteren und nur den roten Faden durchblicken lassen, der bei der Lösung eines Problemes half: das eigene FL-Template, welches man sich irgendwann mal gebaut hat, oder die Synths, die man sich zurechtgelegt hat, bilden nur den technischen roten Faden als Rahmenbedingungen. Das entspräche einem "Ich male mit Öl..." (der nicht selbst programmierte VST) oder "Ich male expressionistisch..." (das bereits existierende Genre) "auf gekalkter Leinwand" (das wiederverwendete FL-Template) "im 7-Schicht-System" (bewährte Heransgehensweisen zum Layern seiner Kick): es ist nichtsaussagend, denn tausende andere malen mit den selben Farben im selben Genre, werden ihre Leinwand immer wieder auf die selbe Art vorbereiten und in 7 Schichten wird seit Jahrhunderten gemalt.
Das Chillige ist gut so wie es ist; es ist ein Teil von dir. Musik/Malerei sollte Ausdruck unserer selbst sein und nicht zur kurzlebigen und in der Masse untergehenden Fließbandarbeit verkommen oder außschließlich dem Wunsch eines Kurators/Managers entsprechen.
Edit: Ich möchte anmerken, dass die aktuelle Mengentextformatierung in diesem Forum (CSS: Schriftgröße, Zeilen- und Absatzabstände in Relation zur Breite des Layouts bei gleichzeitiger Wahl auf eine serifenlose Linear-Antiqua) wirklich anstrengend zu lesen ist.