Gesangskabine bauen. Was muss beachtet werden?

  • Abend!


    Ich plane den Bau einer Gesangskabine.
    Dachte ich mir einfach, ich klatsche 4 Wände parallel zueinander mit einem Boden und einer Decke in mein recht großes Zimmer.
    Dann mit Noppenschaum von innen isolieren und die Hardware rein, fertig.


    Jetzt habe ich aber hier und da gelesen, dass es einiges zu beachten gibt, was die Akustik betrifft.
    Mir ist klar, dass meine kleine Kabine den Sound wohl verschlechtern wird. Jedoch möchte ich hauptsächlich den Hall und den Lärm, welcher zu den Nachbarn getragen wird, vermindern.


    Was könnte ihr mir für Tipps geben..


    Lieber Noppenschaum oder Pyramide?


    Sollte, bzw. Könnte ich noch einen Lärm dämmenden Schaum anbringen und wenn ja wie und wo?


    Ist das Material entscheidend oder reicht einfaches Sperrholz?


    Die Box soll etwa einen Durchmesser von 140cm und eine Höhe von knapp 2Metern haben.


    Was meint ihr?

  • Mh.. Wenn es dir nur um Gesang geht, dann kann man nach meinem Wissen, Abstriche machen


    Das liegt daran das der Grundtonbereich der Stimme bei etwa
    150-300 Hz liegt. Man sollte aber darauf achten das dieser
    Bereich ordentlich wiedergegeben wird...das heißt das sich
    die Tiefste Frequenz auch in den Raum passen sollte...
    für dich heist das


    (331,6m/s+0,6*Temp/130hz=2,64m


    Das heißt der Raum sollte eine Kantenlänge von 2.6m Haben und
    2,6m Hoch sein. DIE WÄNDE DÜRFEN NICHT PARALLEL
    ZUEINANDER STEHEN!!!!! An sich ist Noppenschaum bei einer
    Vocalkabine gar nicht so verkehrt, allerdings würde ich nicht
    Rundherum alles "zukleistern". Den Boden mit Laminat und die
    Decke Holzgetäfelt sollte besser sein als alles Tod zu machen
    (direkt über dem Mic könnte ein Deckensegel (für Variable Akustik
    nicht verkehrt sein)


    Wenn es echt "laut" werden soll (bezogen auf den Gesang) wird es
    etwas schwieriger (teurer) ... weil der erste weg zur Schalldämmung
    ist die Masse des Raumes. Bei Vocels sollte es reichen einen Rahmen
    aus Holz auf die Bodenplatte zu Bauen und diesen Rahmen mit
    Quarzsand zu füllen --> danach einen Deckel drauf (MDF am
    besten Doppelt). Die Ganze Bodenplattenkonstruktion dann auf
    Sylomer Würfel (sehr teuer 5m ca 400€ --> deswegen nur kleine
    Würfel--> muss man aber berechnen (Auflagedruck pro cm²)...


    Und dann baust du den Raum auf die Bodenplatte.. sodass der Raum
    keinerlei direkten Kontakt zur Wand oder Boden hat --> er steht
    nur auf Sylomer -->Die Zwischenräume (zwischen den
    Sylomerwürfeln füllt man mit Dämmwolle)


    dann brauchst du noch Schallschutztüre (250€) , Lüftung 400€ -->
    Split-Klimagerät (weil der Raum muss luftdicht sein--> jedes Loch
    (egal wie groß) stellt eine Schallquelle dar und somit wäre die
    gesamte Schalldämmung im Po. 2 Glasscheiben (12mm/15mm-->
    müssen schwer sein ) 1m² beide ca 300€ ...


    Mit einer Ordentlich Schalldämmung bist du schnell bei 1500€-2500€
    für die Kabine Viele Unterschätzen das... Schon ein Schlüsselloch
    macht Schalldämmarbeiten zunichte....


    Ich würde dir Eher Nahelegen, nicht so sehr auf die Schalldämmung
    zu achten.. sondern eher auf den Klang des Raumes...
    So gibt es Gewisse "Subjektive" Ansprüche an den Raum


    Das sind :
    Durchsichtigkeit
    Hörbarkeit
    Dynamik
    Klangfarbe
    Ortung im Raum
    Raumliche Wirkung


    Bei Vocals Aufnahmen sind nur ein paar dafür sehr wichtig:
    Durchsichtigkeit
    Dynamik
    Klangfarbe


    Diesen Subjektiven Klangmerkmalen hat man nun versucht einen
    Physikalischen Hintergrund zu geben:


    Duschrichtigkeit = ITG = Initial Time Delay Gap =Reflexionen
    die von der Wand zurück auf das Mikrofon fallen ... Diese
    Reflexionen dürfen nicht vor 17ms zurück auf die Kapsel
    Fallen.. --> deswegen Noppenschaum an den Wänden und
    über dem Kopf


    Klangfarbe = ergibt sich auch durch durch refelxionen an Harten
    Oberflächen =Phasenauslöschungen im Raum --> Schräg
    stehende Wände--> Deckensegel um zum Variieren


    Dynamik= hier wird es schwierig... die vocal ist das Instrument was
    am Lautesten im Mix zu hören ist.. Viel Kompression und EQing
    sorgen dafür das es Laut wird... Allerdings wird auch jedes
    Hintergrundrauschen, jedes muh und Mäh mit Lauter gemacht...
    Und da kommt wieder die Schalldämmung ins Spiel... Denn es
    geht nicht nur darum das kein Schall nach draußen tritt, sondern
    auch darum, das kein Schall reinkommt.. Gute Mikrofone haben
    einen sehr hohen Feldübertragungsfaktor was dafür Sorgt das es
    mehr wahrnimmt als das Menschliche Ohr...Das Ruhegeräusch
    eines Raumes wird gemessen. Es wird als "NC"-wert = Noise
    Criterion angeben ...


    Zum Vergleich:
    Kinosäle =NC30
    Krankenhäuser=NC25
    Aufnahmeräume/Regieraume= NC15-NC20
    Das ist verdammt leise


    Die Frage ist zum Schluss... was willst du den Ausgeben?

    „Über Musik zu reden ist wie über Architektur zu tanzen.“
    Frank Zappa, US-amerikanischer Komponist und Musiker

    Einmal editiert, zuletzt von KIvschranz ()

  • Danke KIvschranz, für die detaillierte Erklärung.
    Leider hätte ich ein paar wichtige Zusatzinformationen beigeben sollen.


    Mein Budget ist sehr sehr klein. Und hauptsächlich geht es mir darum, den Hall meines großes Zimmers zu reduzieren.. Aber noch wichtiger ist mir das Unterdrücken des Lärms, welcher meine Nachbarn erreicht.
    Und das muss nicht perfekt sein. So viel wie eben geht.


    1500€-2500€ ist für mich eine utopische Summe. So professionell muss es auch nicht sein.
    Ich suche auch nach einer Art, die es mir ermöglicht, das ganze wieder leicht abzubauen, da ich meinen Wohnsitz aufs kommende Jahr wechseln möchte.


    Zudem besitze ich keinerlei Erfahrung bzw. Fertigkeiten für den Bau einer solchen Gesangskabine.
    Ich kenne auch niemanden, der mir behilflich sein könnte.
    Versuchen möchte ich es dennoch.


    Zusammengefasst habe ich eine grobe Idee und etwas Geld, kaum Werkzeug, wenig Fläche, jedoch riesige Lust so etwas auf die Beine zu stellen.


    Daher brauche ich sehr sehr simple Anweisungen bzw. Tipps für diesen ersten größeren Eigenbau.


    Ich hoffe das ist jetzt verständlich.
    Es ist nicht die Naivität, sondern der Wille trotz der fehlenden Mittel, welcher mit ambitioniert das umzusetzen.
    Mir ist natürlich bewusst, dass ich so kaum ein gutes Ergebnis erzielen kann. Aber ganz hoffnungslos ist es auch nicht.
    Außerdem wächst man durch solche Erfahrungen ja auch.
    Ich brauche keinen Aufzug, sondern eine Stufe für die Treppe, die ich mit der Zeit bauen möchte :D

  • Nicht böse gemeint. .aber ich würde mir an deiner stelle die kohle sparen. ..das spart Geld und du musst nicht mit einer Enttäuschung leben...sprech da aus eigener Erfahrung. .haben auch schon zwei Kabinen gebaut. .und das Ergebnis war jedesmal schlechter als direkt im Raum aufnehmen. ..purer Aktionismus ist immer gefährlich. ...


    Gruss

  • amperr hat recht, und Kivschranz auch: Ohne Buget machst du es in der Regel nur schlimmer als besser, und das mit dem Lärm zu deinen Nachbarn kannst du sowieso vergessen ohne Buget. Einfach irgendwas hinstellen, Noppenschaum (Oh, ich habs tatsächlich gesagt :eusa_whistle:) drann und läuft gibts leider nicht...ein gut gemeinter Rat: Lies dich etwas in die Thematik ein, und zwar mit Büchern. Sonst wirst du nur Geld zum Fenster rausschmeißen.


    Vielleicht bringt dir diese Links hier was:


    http://www.johnlsayers.com/phpBB2/viewtopic.php?p=51632


    http://johnlsayers.com/phpBB2/…p?f=2&t=18677&hilit=booth

  • Mh den Text da oben hab ich kurz vor dem schlafen gehen geschrieben.
    Neben ein paar Rechtschreibfehlern habe ich auch inhaltliche Fehler gefunden.


    -bin ich mir nicht mehr sicher ob das ITG nur am Abhörplatz richtig ist --> also die Reflexionen von Stereolautsprechern.
    Richtig ist allerdings, wann die Reflexionen von der Wand auf das Mikrofon "fallen", spielt eine wichtige rolle bei der Durchsichtigkeit.
    Wenn das zu früh ist, dann "Verwischt" der Sound. Ob man für diesen wert das ITG heranzieht, bin ich mir nicht mehr so sicher...
    -Auch die Subjektiven Klangeigenschaften sind nicht 100% richtig definiert:
    Hörsamkeit
    Durchsichtigkeit
    Räumlichkeit
    ortbarkeit (stereo)


    Kämen der Sache näher



    PS: Wenn kein Budget da ist... Hände weg....
    Gerade Bei Schalldämmung brauch man Geld... weil man Masse nicht aus Luft erzeugen kann :Wink:


    Nur mal zum Vergleich:
    Hätten wir über einen Aufnahmeraum für ein Schlagzeug, mit angrenzendem Regieraum gesprochen, dann wäre
    eine Schalldämmung von ca. -75dB(a) angestrebt. Dann hätten wir über zwei ca 20cm dicke Betonplatten
    (mit Bewährungsstahl) geredet, auf dem eine Zweiwand Regibis(C)=-Konstruktion (mit Dämmwolle) und 3fach
    Beplankung Steht... Decken hätten abgehangen werden müssen und 4fach Beplanken sein müssen..
    neben mindestens 3 Schallschutztüren, 2 Klimageräten und Glas (20/25 mm dick)
    brauchst du da noch 40m Sylomer. Dann wiegt die Konstruktion ca 3-4 Tonnen
    und du bist locker (ohne Innenausbau Akustik) bei 20000€ bis 40000€ je nachdem wie viel arbeiten du selbst ausführen möchtest/kannst


    Wenn man mal das Verhältnis sieht, ist so eine Vocalkabine echt einfach und Günstig

    „Über Musik zu reden ist wie über Architektur zu tanzen.“
    Frank Zappa, US-amerikanischer Komponist und Musiker

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