Einstellung X führt zu Sound Y

  • Hi,


    ich lese ab und zu, dass man durch Probieren herausfinden soll, wie Synthesizer funktionieren. Letztendlich damit man den Sound, den man im Kopf hat, mithilfe des Synthies umsetzen kann.


    Allerdings gibt es doch mit Sicherheit Milliarden Kombinationsmöglichkeiten, die ich schlecht alle ausprobieren kann. Und durch das Probieren von A=0,1, B=1, C=0,5, D=0,553, ...., Y=0, Z=0,7 und dem Variieren von Z um einen gewissen Grad, weiß ich nur, wie A=0,1, B=1, C=0,5, D=0,553, ...., Y=0 mit variiertem Z klingt, sonst nichts.


    Also mir fehlt ein richtiger Zugang zu dem ganzen, ich stochere im Dunkeln und nur probieren ist doch zu unsystematisch. Sogar wenn ich mal was gutes finden würde, wüsste ich nicht, wieso es so klingt.


    Ich würde lieber gezielt Einstellungen am Sound vornehmen können.


    Leider habe ich noch keine Anleitung gefunden, die erklärt, welche Einstellung welchen Sound hervorbringt. Fast nur Bedienungshinweise.


    Wenn ich also nach Filtern suche, dann steht auf einer Seite sowas wie "Der Filter filtert. Drehst du den Regler nach links, wird weniger gefiltert, drehst du nach rechts, wird mehr gefiltert." Jetzt mal etwas übertrieben, um das Problem zu verdeutlichen. :wink: Wann man was filtern sollte, wie sich der Filter X bei Ausgangsmaterial Y anhört, usw. steht da nicht.


    Gibt es Anleitungen wie:
    "Wenn du die Waveform so und so verändest, hört sich der Ton wärmer/sanfter an"
    "Wenn du das und das machst, hört sich der Ton metallisch an"
    etc.
    :icon_question:

  • Das Problem ist, das jeder Synth etwas unterschiedliche Ansprechverhalten auf Kurven und Filter hat. Da ist keiner gleich.
    Zudem klingt jeder Synth von Haus aus auch noch unterschiedlich. Die Sounds die rauskommen sind eben nicht irgendwie genormt nach der Art "klingt wie X/Y".


    Natürlich könnte man das machen, und genaue Wegbeschreibungen erstellen. Aber die Einstellungen sind für jeden Synth unterschiedlich, und so müsste man für jeden Klang auf dem jeweiligen Gerät die Parameter ändern. Hinzu kommt, das jeder Synth auch noch unterschiedlichste Klangoptionen hat, mit dem man aber ähnliche oder nahezu gleiche Klangergebnisse erzielen kann.


    Beispielsweise hat der Sylenth1 zwei separate Envelopekurven zu denen man z.B.die Filter routen kann, die dann durch diese zusätzlichen Kurven nachbearbeitet werden. Im Sytrus geht selbiges Klangergebnis auch. Allerdings muss man dort ganz anders das Problem lösen, indem man die Filterkurve passend im richtigen Fenster einzeichnet.


    Wenn du einen Sound schraubst und richtig gut hinbekommst, wirst du in der Lage sein diesen nahezu identisch auf einem Synthesizer mit vergleichbarem Klangpotenzial zu duplizieren. Aber auch nur dann, wenn du lernst und rumprobierst wie der Synth funktioniert, und was er überhaupt für ein Klangpotenzial bietet. Ganz ehrlich: Es gibt auch viele Synths, die einfach nicht alles können.


    Viele Sounds haben neben der Wellenform spezielle Filterenvelope und Volume Amp- Einstellungen, die immens wichtig sind um den Klang passend zu formen. Damit musst du dich einfach näher befassen. Üben- Das ist der einzigste Weg, um gute Sounds zu schrauben.
    Ein Synth kann zu 80% irgendeinen Klangbrei erzeugen, denn er ist ein Klangerzeuger. Guten Klang hingegen wirst du nur rausholen, wenn du es lernst und irgendwann in etwa weißt, wie du einen bestimmten Klang formen kannst.


    Eine gute Hilfe sind Threads in denen du einfach Klänge postest die du suchst, und wir dann auf Synths die du auch verwendest versuchen, dir die Klänge nachzubauen. Wenn du dann selber fleißig mitmachst und übst, lernst du schnell wie ein Synthesizer grundlegend funktioniert.

  • tambour
    Danke! Den Link hatte ich vor längerem schon mal gesehen (und nicht weiter beachtet, weil er mir damals wohl zu technisch vorkam). Den werde ich mir jetzt mal genauer anschauen. Es geht teilweise in die richtige Richtung. Beispiel: "Resonanz klingt sehr elektronisch" als sinngemäßes Zitat


    CJoe
    "Natürlich könnte man das machen, und genaue Wegbeschreibungen erstellen. Aber die Einstellungen sind für jeden Synth unterschiedlich"


    Da würde mir allerdings schon eine allgemeine, ungefähre Beschreibung reichen. Wie ich das genau mache, könnte ich mir ja dann selbst überlegen. Es muss nicht in "Töne nach Zahlen" ausarten, aber Anhaltspunkte würden schon helfen. Ich guck dann einfach mal weiter im Netz, ob ich solche Hinweise finde.


    Viel üben und Presets ausprobieren muss wohl auch sein. Ich nehme mit, dass es keinen einfachen Weg gibt...

  • Beispiel: "Resonanz klingt sehr elektronisch" als sinngemäßes Zitat
    wie klingt dann der erzeugt Ton? - Elektronisch? ;)


    Ich glaub das ist der falsche Ansatz! Du solltest Dir mal die Tutorials angucken (hier im Forum/Offline Tuts) dort gibt es gute Einstiegshilfen, bspws. von Anadune!
    Du musst die einzelnen Bauteile/Regler verstehen um nachvollziehen zu können wie ein Ton erzeugt und dann moduliert wird.
    Da hilft es Dir nicht zu wissen, dass wenn man den Resonanz-Regler dreht es "elektronisch" klingt ;)


    Eine Beschreibung, wie man was macht ist auch nur begrenzt hilfreich, da
    da ja drin stehen müsste wie du den Sound erstellst den Du dir vorstellst (Also in Deinem Kopf)... andersrum kommst du schneller ans Ziel

  • "Du musst die einzelnen Bauteile/Regler verstehen um nachvollziehen zu können wie ein Ton erzeugt und dann moduliert wird. "


    Sicher richtig, allerdings werden solche Anleitungen oft sehr technisch, ohne Bezug zum Klangergebnis (die Anleitungen/Tuts, die ich bislang gesehen habe). Die empfohlenen Tuts werde ich mir mal anschauen, danke für den Tipp.


    Es gibt wohl nicht den einen perfekten Zugang, sondern viele verschiedene. Ich werde jetzt versuchen, alle Möglichkeiten zu kombinieren: Bedienungshinweise, theoretische Erklärungen, Tutorials, um einen bestimmten Klang zu erzeugen, Presets anschauen, Probieren, etc.


    Ist zwar schwer, vor allem weil vieles auf Englisch ist, aber die unbedingt notwendigen Grundlagen sind ja recht übersichtlich: OSCs, Filter, LFOs und Hüllkurven.


    Wenn ich mich eine Zeit lang reinsteigere, macht's vielleicht irgendwann *klick* :wink:


    Zitat

    Eine gute Hilfe sind Threads in denen du einfach Klänge postest die du suchst, und wir dann auf Synths die du auch verwendest versuchen, dir die Klänge nachzubauen. Wenn du dann selber fleißig mitmachst und übst, lernst du schnell wie ein Synthesizer grundlegend funktioniert.

    Ich dachte, die Profis hier sind von solchen Threads "Wie geht dieser Sound" genervt, aber ich frag dann doch einfach mal nach, wenn ich nicht weiterkomme. :)

  • Ein paar einfache Erklärungen kann man schon machen.


    Filter
    Ein Filter ist nichts anderes als ein EQ, welcher allerdings im Synth meist auf ein Band beschränkt ist.
    Der Cutoff- bzw. Frequenzregler hat also denselben Effekt wie der Frequenzregler am EQ.


    Der Resonanzregler verstärkt die Resonanzen an der eingestellten Frequenz, d.h. es entsteht bei hoher Resonanz an dieser Stelle eine schmale Peak- Erhöhung.
    Im normalen EQ ist der With- Regler für die Verstärkung oder Abschwächung der Resonanz zuständig.
    Der Klang sticht dadurch an der Filterfrequenz stärker heraus, Filterfahrten treten somit deutlicher hörbar hervor.
    Der deutlich vernehmbare Einsatz des Resonanzreglers lässt im Zusammenspiel mit einer Verzerrung TB- 303 artige Klänge zu (Acid).



    Filter sind oft mit etwas musikalischeren Flankensteilheiten unterwegs. Die Resonanz tritt daher besser hörbar hervor als beim normalen EQ.
    Hohe Resonanzen dünnen häufig Filter im unteren Frequenzbereich aus. Hochwertige, modernere Plugins unterbinden das.


    Der Filterklang ist also je nach eingestelltem Filtermodus/Flankensteilheit nahezu identisch mit dem EQ.
    Man nimmt aber häufig Filter, da sie einfach voreingestellte Kurven haben die gut klingen.



    Hüllkurven
    Env/Envelope:
    Envelope bedeutet einfach Hüllkurve. Hüllkurven werden für Filter und für Klanglautstärken verwendet. Sie sind hauptverantwortlich für den zeitlichen Klangverlauf.
    Envelopes werden bei jedem neuen Notenanschlag von vorn gestartet.


    Eine solche Hüllkurve besteht gewöhnlich aus 4 Parametern:
    Attack: Bestimmt den Startpunkt des Klangs oder des Filters.
    Decay: Bestimmt die Länge des Klangs oder des Filters zu Beginn.
    Sustain: Ein Halteparameter, der nach dem Abfallen des Decays den Klang lauter oder leiser unendlich lang verzögert (Bis die Note endet).
    Release: Hinter dem Ende der Note folgt als krönender Abschluss ein Ausklingen des Klangs nach eingestelltem Release.


    Tipps dazu:
    Soll der Klang möglichst präsent sein, z.B. ein kurzer, bassiger Sound macht ein kurzer Attack Sinn. Der Decaywert ermöglicht die percussivsten Signale mit hohem Anschlag.
    Sustain ist erforderlich, sofern die Bassnoten länger spielen sollen. Der Release ist bei Bässen meistens überflüssig.
    Klangprogrammierer machen sich oft neben der Vol oder Amp- Envelope die Filter Envelope zunutze, um dort den Klang weiter zu formen.
    Bearbeitet man die Filterenvelope mit vergleichbaren Werten, bekommt man einen nochmals lebendigeren, durchsetzungsfähigeren Klang.



    Ein Padsound ist das genaue Gegenteil der Bassline. Hier benötigt man eine lange Attackzeit, das Pad soll ja langsam lauter werden. Decay und Sustain bleiben auf einem hohen, gleichbleibenden Level.
    Das Release ist möglichst lang, aber auch nicht zu lang einzustellen.
    Optimal ist die Einstellung gewählt, wenn das Pad von einer Note zur anderen sanft ineinander übergleitet. Entsprechend sind die Attack und das Release hier die wichtigsten Parameter.


    LFO:
    Der LFO ist mit dem Klangoszillator vergleichbar. Allerdings schwingt dieser langsamer.
    Den LFO kann man sich als zeitlich abhängige Hüllkurve vorstellen, die den Klang in einer unendlichen zeitlichen Abfolge moduliert. Diese Hüllkurve besteht häufig aus Sinus, Rechteck, Sägezahn oder Dreieck.
    Die Geschwindigkeit des LFO´s bestimmt dabei die Regelgeschwindigkeit. Damit sind unterschiedlichste Effekte möglich.

    Z.B. kann man den Pan- Regler eines Klangs mit einem LFO steuern, welcher den Klang zeitlich abwechselnd von rechts nach links bewegt.
    Eine andere Möglichkeit wäre, den Filtercutoff als zeitlichen Ablauf zu schließen und zu öffnen. Daraus resultieren interessante Filterfahrten.
    Über die Modulation der Pulsweite einer Square kann man C64- artige Leadsounds schrauben.
    Und wenn man den Pitchregler mit einem schnellen LFO versieht, kann man einen Vibratoeffekt erzielen.


    Detune/Verstimmen:
    Für die typische Supersaw muss man Oszillatoren verstimmen.
    Im für die Supersaw wichtigen Unison- Modus kann man noch mehr Stimmen hinzufügen und gegenseitig verstimmen. Normalerweise reichen 5 Stimmen für nahezu alle Klänge im Unisonomodus aus, was CPU einspart.
    Hier mal ein Tutorial zum Thema Detunen:
    http://recording.de/Magazin/Wo…k-Sammlung_I.html#article

  • eine wichtige ergänzung zum top-post von cjoe: die hüllkurven können und sollen in der regel nicht nur auf die lautstärke (AMP envelope) sonden insbesondere auf den filter angewendet werden. dadurch definierst du, wie schnell/langsam z.b. ein filter öffnet oder schliesst (je nach einstellung; die gibts in der regel als positive aber auch negative werte (filter env deph oder so)...


    die hüllkurveneinstellungen sind nebst den oszilatoren das klanggestalterische mittel, um eben zu unterscheiden, ob es ein plucksound, pad-sound, bass oder was weiss ich noch alles gibt...würde dir empfehlen, die hüllkurven als erstes genauer auszutesten. für den anfang für das grundgefühl der einzelnen regler (ADSR) einfach mal nur auf der lautstärke...wenn du das grundgefühl hast, gerne auch mit den hüllkurven für den filter spielen. und hinweis: die hüllkurvensettings sind manchmal ganz "minimal" (sprich der regler für decay z.b. nur ganz leicht offen). probiers aus, das macht verdammt spass :-D

    Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir - für immer. (Konfuzius)

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