WAV-/MP3-Peak-Level

  • Servus zusammen!


    Hab' grad 'nen Track als Wave exportiert und dann zur MP3 konvertiert (nutze lieber einen externen Encoder, als den FL-internen).


    Jetzt ist mir zum ersten mal aufgefallen, dass sich dadurch der Peak-Level verändert hat.
    In der Wave lag der noch bei -0,24 dB, bei der MP3 dann bei 0,00 dB. Hab's auch noch mit dem FL-internen Encoder probiert, in der MP3 liegt der Peak ebenfalls bei 0,00 dB.


    Is jetzt nich so, dass das ein riesen Problem wäre, aber ich würde das dennoch gerne verstehen und hier weiß bestimmt jemand die Antwort...
    Also, warum is das so???


    Achja, am durchschnittlichen RMS-Level hat sich nix verändert...

  • Das ist ein generelles Problem verlustbehafteter Codecs. Was macht denn MP3? Es reduziert die Datenrate, indem es unhörbare Bereiche des Songs entfernt, um so Platz zu sparen. Dazu zählen auch die Pegelspitzen. Letztlich entsteht dadurch ein neues Soundfile mit anderen maximalen Peaks. Der Peaklevel der MP3 wird dabei leider größer als der Peaklevel der Wavedatei. Dieser Unterschied kann gut und gerne um die 1 dB zwischen den Peaks betragen.


    Nachteile, die du dadurch haben kannst:
    Wenn du einen Song mit 0 dB Headroom auf analogen Gerätschaften wie einem CD oder MP3- Spieler abhörst, kann das bereits zu Oberpeaks und somit Clipping führen. Um das zu vermeiden, sollte man bei Wave wie auch bei MP3 immer auf einen Mindestpeakheadroom von -0,3 dB achten.


    Eine MP3 müsste man also am Limiter auf einen Ceilingwert um ca. -1 dB reduzieren, um diesen Mindestheadroom einigermaßen einhalten zu können.
    Eine Wavedatei hingegen ist unproblematisch, denn hier wird der eingestellte Ceilinglevel der Pegelspitzen exakt eingehalten.

  • Was spielt das für eine Rolle? Einen höheren Peakheadroom kriegst du bei allen verlustbehafteten Codecs. Bei hochwertigeren Codecs oder besonders hohen Datenraten wird er allerdings besser eingehalten.

  • Danke erstmal, CJoe. Allerdings ist mir noch nicht klar, warum jetzt der Peak-Level auf 0,00 dB rutscht, obwohl Frequenzen weggeschnitten werden...


    NcBeats: Ich nutze immernoch den LAME-Encoder, allerdings bietet mir der in FL integrierte nicht genug Einstellungsmöglichkeiten. Hab' lieber VBR in hoher Qualität, das bringt besseren Klang bei kleinerer Dateigröße. Man bezahlt dafür mit Akkulaufzeit aufm MP3-Player, da VBR auch größerer Rechenaufwand bringt...
    Ich wohn allerdings in einem schwarzen Fleck auf der DSL-Karte und hab' keine 10kByte/s Upload - wenn ich jemandem was schicke, oder auf Soundcloud (oder hier) hochlade, spar ich mir ein paar Minuten, und ihr habt trotzdem keinen schlechten Sound (zumindest nicht wegen der Kompression :-)


  • Danke erstmal, CJoe. Allerdings ist mir noch nicht klar, warum jetzt der Peak-Level auf 0,00 dB rutscht, obwohl Frequenzen weggeschnitten werden...


    Da hat er sich ein wenig missverständlich ausgedrückt...


    Das passiert nicht durch´s Frequenzenabschneiden, sondern durch den Komprimierungsalgorithmus an sich.
    Deswegen ist der Effekt bei starker Komprimierung (niedrige Bitrate) größer als bei geringerer Komprimierung (hohe Bitrate).


    Wenn man also plant, seine Songs in einem verlustbehaftetem Format zu veröffentlichen (MP3, Youtube etc.), sollte man beim Mastern weit genug von 0 dbFS wegbleiben, wie weit ist abhängig davon, wie stark komprimiert wird. Lieber etwas mehr Luft (Headroom) lassen als zu wenig,
    denn je nach verwendetem Limiter können sich auch Intersample-Peaks durchmogeln, das wäre dann auch unschön.

  • Das macht es so schwer, eine gute MP3- Qualität zu erhalten. Jeder sträubt sich heutzutage, Peakheadroom zu lassen. Viele moderne Musikproduktionen, die meisten Songs der Top 10, ja sogar Videospiele (Obwohl deren Musik garnicht so laut sein müsste) beachten den Peakheadroom nicht. Man will ja jedes Fitzelchen Lautheit herauskitzeln.


    Die meisten Inet- Labels exportieren einfach das schon ans Limit gemasterte Wavefile direkt z.B. in 128 kb MP3. Jetzt liegen die Pegelspitzen über 0 dB, was neben einer hörbar schlechteren Komprimierungsqualität auch noch Clipping zur Folge hat.


    Der Mindestpeakheadroom von -0,3 dBFS gilt allgemein für jedes Musikformat. Der Grund liegt in der analogen Wandlung digitaler Tonsignale.


    MP3 benötigt übrigens mindestens 192 kbps, um eine akzeptable Musikqualität zu ermöglichen. Zusätzlich muss man auch noch die Pegelspitzen unter 0 dB halten, was in der heutigen Zeit, in der nur noch die lauteste Musik gewinnt nicht so einfach zu bewerkstelligen ist.


    Mein Tip ist, ein Wavefile z.B. mit einem Brickwall- Limiter zu bearbeiten, und einfach den Song ca. 1 dB unterhalb 0 dBFS abzuschneiden. Alternativ regelt man wie oben erwähnt den Ceilingregler vor dem MP3- Export auf etwa -1 dB herunter.
    Dann exportiert man so lange in MP3 und überprüft den Peakheadroom mit dem Dynamic Range Meter, bis man etwa bei -0,3 dB Headroom landet. Damit werden Intersample- Peaks auch bei verlustbehafteten Formaten wie MP3 vermieden.


  • Die meisten Inet- Labels exportieren einfach das schon ans Limit gemasterte Wavefile direkt z.B. in 128 kb MP3. Jetzt liegen die Pegelspitzen über 0 dB, was neben einer hörbar schlechteren Komprimierungsqualität auch noch Clipping zur Folge hat.


    Selbst bei den Amazon MP3 Downloads wird das so gemacht.


    Einer befreundeten Band von mir ist das letztes Jahr passiert.
    Die haben ihren Krempel möglichst laut gemacht, was zur Folge hat,
    daß ihr Album als MP3 Download bei Amazon total übersteuert und sich extrem kaputt anhört.


    Ich hatte denen vorher mehrfach angeboten, ihr Album vernüftig zu mastern.
    Aber nein, man kann das ja heutzutage alles selbst...
    Einfach Ozone drüberklatschen und fertig... :eusa_whistle:


    Jetzt haben sie ein technisch verkacktes Debut-Album bei Amazon stehen.
    Na, herzlichen Glückwunsch. :eusa_doh:

  • Man kann auch laut mastern. Das ist aber immer grenzwertig. Ich mastere jetzt seit 4 Jahren Musik, und jeder Song ist ein Abenteuer, da man immer wieder mit dem ein oder anderen Kandidaten Probleme kriegt.


    Gerade ein Album ist schwierig zu mastern, da man mehrere Dinge im Blick haben muss. Einerseits müssen alle Songs eine gleichbleibende Lautheit aufweisen, was bei unterschiedlich vorhandenem Bassanteil auch unterschiedliche Pegel erfordert. Dann wird eine extreme Lautheit des gesamten Albums gefordert, ohne das die Musikalität hörbar darunter leidet.


    Beides im Blick zu behalten, erfordert schon ein gewisses Talent. Und dann folgt auch noch die MP3- Konvertierung, die eben nicht mal eben auf die Schnelle erledigt werden sollte.
    Wenn man als Verkäufer nur auf die Kohle aus ist, wird einfach das gesamte Album in einem Rutsch als MP3 konvertiert. Und ihr als Käufer bekommt den Mist dann vorgesetzt, wobei ihr die schlechte Qualität nichtmals zwingend bemerkt, da ihr das ursprüngliche Original ja nie zu Gehör bekommt.


  • Man kann auch laut mastern. Das ist aber immer grenzwertig.


    Jupp, das fällt aber schon wieder in den Bereich "Loudness War".


    Aber Du kannst Dir sicherlich vorstellen, was mit musikalischem Material passiert, was eh schon durch viele angezerrte Sounds geprägt ist, das man sehr stark komprimiert hat (um dem Loudness-Wahn gerecht zu werden), direkt an die 0 dbFS ausgesteuert hat und was dann zusätzlich einer MP3 Komprimierung ausgesetzt wird.


    Richtig, die Musik klingt einfach nur noch kaputt.
    Und das merkt dann auch wirklich jeder. :wink:

  • Also, ich hab' mal schrittweise den Track leiser gemacht und immer den MP3-/Wave-Peak-Vergleich gemacht...
    Obwohl die Wave -1,86 dB hatte, ergab sich durch die Konvertierung trotzdem ein Peak-Level von 0,00 dB. Find ich einfach seltsam und ich versteh das noch immer nicht wirklich... Aber ich will's vielleicht auch einfach nur zu genau wissen...
    Naja, ab einem Headroom von -1,95 dB bleibt in der MP3 immerhin -0,25 dB übrig - mein Track is nebenbei von DR6 auf DR7 gerutscht :D
    Wie schon gesagt, am RMS-Level ändert sich durch die MP3-Kompression nichts, aber mir is schon klar, dass das kein echter Dynamikgewinn is, da tricksen sich die Algorithmen einfach aus...

  • Bei MP3 ist der Export einfach aufwendiger als bei Wave, zumal der Peakheadroom auch noch von Export zu Export schwankt. Du musst halt immer so konvertieren, das ein Peakheadroom übrig bleibt, egal um welches Format es sich handelt. So bekommst du immer eine gute Ausgangsqualität.
    Normalerweise findest du so mühevoll konvertierte MP3´s nicht. Falls doch hat entweder die verwendete Wave ein DR11, oder es handelt sich um Leute vom Fach (Und selbst die kriegen es meist nicht gebacken).


  • oder es handelt sich um Leute vom Fach (Und selbst die kriegen es meist nicht gebacken).


    Wobei ich mich immer frage, wolllen die nicht oder können die nicht.
    Ist doch wirklich nicht schwierig, das zu beachten.
    [hr]


    Find ich einfach seltsam und ich versteh das noch immer nicht wirklich... Aber ich will's vielleicht auch einfach nur zu genau wissen...


    Wie genau möchtest Du es wissen? :lol:


    So eine "normale" Wav beinhaltet ja das Audiomaterial in Bits und Bytes.
    Wenn man jetzt hergeht und diese Informationen (verlustbehaftet) versucht zusammenzufassen/zu komprimieren/zu packen, wie es z.B ein MP3 Codec macht, dann wird auf der eine Seite versucht, vermeintlich unwichtiges Material von vorne herein auszuschließen (Frequenzen werden abgeschnitten), auf der anderen Seite versucht man, ähnliche Daten möglichst zusammenzufassen. Aber ähnlich ist halt nicht gleich. Und durch die komplexen Algorithmen kommt es auch zu Rundungsdifferenzen. Dadurch ergeben sich rechnerisch Peaks, die vorher nicht im Material vorhanden waren. Der durchschnittliche RMS Pegel ändert sich dabei nur minimal.

  • Ok, aber warum ergibt sich immer eine Verstärkung der Peaks? Ich meine, mit deiner Erklärung könnte man auch eine Abschwächung erklären, die ich allerdings noch nich gesehn hab' (hab' einige Tracks verglichen...).


  • Ok, aber warum ergibt sich immer eine Verstärkung der Peaks? Ich meine, mit deiner Erklärung könnte man auch eine Abschwächung erklären, die ich allerdings noch nich gesehn hab' (hab' einige Tracks verglichen...).


    Natürlich hast Du auch Peaks in die andere "Richtung", aber wie willst Du die denn bitte "sehen"?


    Siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/MP3 den Absatz Verfahren/Datenkompression


    [Blockierte Grafik: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/d/de/200Hz_Rechteck.png]

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