Bassbereich zu laut im Auto

  • Abend, hab mir meine Tracks kürzlich im Auto angehört. Also mit so Autolautsprechern bei denen die ganze Plastikverkleidung vorne wohl als Ressonanzkörper dient. Und der Bass war viel zu laut und der Rest, im Vergleich zum Bass, zu leise. Überall wo ich meine Tracks schon gegenhören konnte, klangen die eigentlich ganz gut. Nur da.. wäre mir wurscht aber zu denken gibt mir die Tatsache, dass sich andere Produktionen in diesem Auto auch gut anhören. Also was könnte faul an der Art und Weise, wie ich meine Bässe so abmische, sein? Hab meistens keinen Kompressor aufn Bass aber mach den halt immer so laut wie es sein soll. Hat jemand ne Idee, an was das liegen könnte?

  • Mein Tip ist es, den Bassbereich von unten mit einem Shelffilter mittlerer Flankensteilheit auszudünnen. Dazu stellst du das unterste Band auf Low Shelf, fängst bei 20 HZ an und ziehst vorsichtig das Band runter. Der untere Bassbereich sollte jetzt weniger dick auftragen.
    Bässe sind allgemein mit Samthandschuhen zu behandeln. Immer nur soviel Bass im Mix lassen, wie unbedingt notwendig. Wenn du z.B. einen guten Low End- Sound mit einer guten Lautheit verbinden willst, ist dies der kritischste Bereich im gesamten Mix. Versuche erstmal absichtlich zu viel vom Tiefbass wegzunehmen, um anschließend vorsichtig wieder soviel zurückzugeben, das der Bassbereich seinen Low End- Anteil ausreichend zurückbekommt. Um das richtig zu beurteilen, musst du während der Einstellung deinen Mix auf möglichst guten Boxen oder Kopfhörern laut abhören.

  • @ Junic: Wie gesagt klangen andere Tracks bei selben EQ-Einstellungen auch gut. Also bei denen waren die Bässe nicht zu arg.


    @ CJoe. Danke, echt hey! Hab mir grad meine Projektdateien angesehn und hab festgestellt, dass ich dass bei keiner gemacht hab. Nochmals danke.

  • so_einer: Ich bin mir zwar nicht sicher, aber vielleicht nimmst du auch anders wahr, weil du die Tracks anderer Interpreten schon kennst und super findest, von daher weisst du auch was auf jeden Fall als nächstes im Song kommt. Da du deinen auf jeden Fall kennst und weisst, wie wo wo was gemacht hast, kannst du das Ding auf jeden Fall viel deutlicher beurteilen und teils auch kritischer. Versuch doch einfach mal demnächst einen Song den du noch nie gehört hast sofort im Auto abzuhören (klar-->blöd weil man nicht weiss, was das ist, von daher einen Song von einem Kumpelproducer empfehlen lassen den du noch nicht kennst).


    greetz, tzui

  • danke tzui, du hast vollkommen recht, dass kann auch ne wichtige rolle spielen. du kannst mir gerne mal einen zum laden als pn schicken wenn du magst. kann dir ja dann auch sagen wie der bei mir klingt. :)

  • In dem Fall würde ich aber auch mal den eigenen Track in 3 Varianten exportieren und im Auto anhören.
    Wie CJoe schon gesagt hat, Lowcut drauf und dann bei 50Hz, 80Hz und 100Hz mal cutten und im Auto beurteilen, was in die richtige Richtung geht. Dann kannste ein Gefühl dafür entwickeln und genauer ins Detail gehen.

  • Mein zweiter Tip: Kein Lowcut drauf! ;)
    Ein Lowshelf ist in den meisten Fällen besser. Lowcuts erzeugen oft weitere Resonanzen und Matsch im Bassbereich, man hat dann hinterher weniger Headroom als vorher zur Verfügung. Zudem kann man nur die Frequenz und die Flankensteilheit für die Absenkung beeinflussen.


    Beide Methoden (Low Cut bzw. High Pass und Lowshelf) habe ich ausgiebig über Jahre in ihrer Handhabe getestet.
    Beim Lowcut verliert man sehr oft den Lowend- Bereich komplett, der aber für die Musik meist eine wichtige Rolle spielt. Mit dem Lowshelf kann man diesen Bereich einfach exakter nacharbeiten.


    Die Vorgehensweise hier nochmal anhand von Bildern:
    [Blockierte Grafik: http://desmond.imageshack.us/Himg3/scaled.php?server=3&filename=lowshelfa.png&res=landing]
    In Bild 1 zieht man einfach den Band 1- Level bei 20 HZ vorsichtig runter.
    Je nachdem wie weit man den Level herunterzieht, bleibt ein gewisser Anteil "Low End", d.h. der unterste Bassanteil erhalten.


    In Bild 2 erhöht man den Lowshelf in der Frequenz vorsichtig z.B. auf 30 HZ, und senkt ihn maximal ab. Der Bass ist jetzt meist schon zu dünn.
    Anschließend regelt man die Frequenz und den Band 1- Level wieder soweit in die Ausgangsposition (20 HZ;-0 dB) zurück bis der Bass hörbar dünner ist, aber noch genug Low End hat um den Gesamtklang durch den Verlust an Bassenergie nicht negativ zu beeinflussen.


    Letztlich bekommt man so mit viel Übung die perfekte Bassdosierung in den Mix.

  • Danke CJoe, dass du deine Jahre langen Erfahrungen diesbezüglich mit uns teilst. Hilft mir echt weiter, hab das mit dem lowshelf mal bei meinem neuen Track ausprobiert. Obs mir gelungen ist oder ich jetzt wieder zuviel low end weggenommen hab, weiß ich noch nicht so.


    tzui: Zur Zeit die ganze Elektro-, Techno-, Minimal-Ecke. Genauer kann ich des leider nicht sagen. Ja ich zieh mir schon ab und zu Tracks, die ich gut finde, in FL und schau mir die mit nem grafischen EQ an (apEQ).

  • Das ist echt eine reine Übungssache. Am Anfang tendiert man dazu, zu viel wegzunehmen. Oder zu wenig. Oder das man den Tiefbass einfach eine Spur zu dick aufträgt, sodas die ganze Lautstärke darunter leidet.
    Allgemein kann ich sagen das du nur soviel wegnehmen solltest, das der Track noch druckvoll klingt. Aber darin besteht die Schwierigkeit. Das ist viel einfacher gesagt als getan.
    Dieser Spagat zwischen druckvoll, bassig und laut oder matschig, wummerig und leise ist schwer, und stellt mich selbst immer wieder vor eine Herausforderung. Zwischen gut oder schlecht können auf der Summe z.B. nur wenige 10tel dB Abstand liegen. Und um das richtig zu beurteilen, braucht man eine ausreichend gute Abhöre sowie eine ausreichende Hörerfahrung.

  • Tja, leider besitze ich keine ausreichend gute Abhöre, aber kommt irgendwann noch. Aber wenn wir schon bei dem Thema sind: Dazu sollte man dann schon Monitore + SUBWOOFER haben oder? Und ob man Kompression auf den Subbereich anwendet und wie, spielt dann sicher auch noch ne entscheidende Rolle.

  • Ein Subwoofer ist, sofern er aktiv ist eh meist übertrieben laut. Zudem fügt er dem Tiefbass (außer im absoluten Highendbereich) immer den ungewollten Subanteil hinzu, den du im Mix mit dem EQ absenkst. Einen Sub braucht man also nicht unbedingt, um seine Musik richtig zu beurteilen. Dafür reichen auch gute Monitore oder vergleichbar gute Kopfhörer. Du mischt ja keine Kinosound FX oder die Subwooferspur für Kinofilme, oder?
    Einfach mal auf unterschiedlichen Abhören anhören kann eine Menge bringen. Irgendwann findest du selbst raus, wie der Bass richtig dosiert wird.


    Eine leichte Kompression bringt vor allem im Bassbereich mehr Kontrolle in den Klang. Der Bass erklingt einfach gleichmäßiger. Eine leichte Kompression im Bassbereich macht also durchaus Sinn.
    Ansonsten sind Kompressoren eine moderne Art der Klanggestaltung. Mit Kompressoren hebt man ja u.a. die leisen Klangbereiche an, verstärkt so deutlich Hallanteile von Effekten und die Releaselautstärke oder verändert die Attack, was in vielen modernen Stilrichtungen Gang und Gäbe ist.

FL Studio Shop.de