Wie die Lautheit (Druck) professioneller Produktionen erreichen?

  • Also ich hab da jetzt mal quergehört und mir ist folgendes aufgefallen:


    1. Deine mixes haben generell eine zu starke 'Hifi'-Kurve, also zu viele Bässe und Höhen im Verhältniss zu den Mitten. Kauf dir eine vernünftige Abhöre (in meinen Ohren ist alles unter 1000€ das Paar leider nicht wirklich vernünftig, aber da ticke ich warschinlich auch anders als viele hier :eusa_whistle: ), sonst wirst du das nicht in den Griff bekommen können. Stell die Boxen möglichst symmetrisch im Raum auf.


    2. Du arbeitest zuviel mit Stereoüberbreite. Wenn ich deine Mixes Mono abhöre bleibt nicht viel über. Teilweise verschwinden ganze Instrumente. Das ist auch er Grund, warum du keine 'Druck' erzeugen kannst. Wenn die eine Box schiebt saugt die Andere es wieder weg. Versuche mehr mit M/S Eqing zu arbeiten, dann kannst du den Bassbereich 'Seitenfrei' machen und die Frequenzen die du breiter haben willst in der Mitte absenken.


    3. Du benutzt keinen guten Hall, wie ich finde. Es klingt immer nach Blecheimer. Es gibt im Netz tausende von Impulsantworten die dem algorithmischen Hall von FL meilenweit überlegen sind. Probier sowas mal aus, bzw. arbeiten nicht mit Hallfanen, sondern mehr mit Erstreflektionen. Das matscht nicht so doll und der räumliche Eindruck ist trotzdem da.


    4. Du übertreibst es maßlos mit Kompression. Das ist warscheinlich auch der Grund, warum du so viel mit Sterotools arbeiten musst, um Breite zu erzeugen. Denn bei zu kurzen Attackzeiten wird dein Signal 'monophoner'. (Gesetz der ersten Wellenfront). Es ist nicht nötig, auf jedem Drumsample einen Kompressor zu benutzen, meistens sind die Samples schon vorkomprimiert erstellt worden. Ein Kompressor auf der Drumsumme reicht meistens aus.


    5. Eine Vermutung von mir ist auch, dass du den FL Mixer überfährst. Achte auf Gainstaging. Kein Mixerkanal sollte intern über 0 Kommen (auch bei 32 Bit float), weil sonst Plugins intern klippen könnten, und das klingt meistens grausig.


    Ich hoffe, ich konnte dir helfen... :D

  • Mal ganz kurz: Gibt es eine kleine Zusammenfassung, wie das mit dem MID, SIDE, Stereo genau "funktioniert"?
    Einfach um die warscheinlich einfache Logik dahinter zu verstehen...
    Man hat so viele Möglichkeiten diese einzelne EQ-Bänder anzuordnen, um 0-30 dB, Symetrisch oder einfach einzeln....etc.


    Wenn man einen Side Lowcut macht, hat man ja nur die Mitten im unteren Bereich. Wann sollte man aber die Mitten wieder ausgleichen, wenn das Side "signal" "heruntergecuttet" wird? (im Video 9:28, bei 5k macht der das)

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  • Gab es den nicht gerade noch zum Sonderpreis, weil jetzt 2 draußen ist?


    Ich sag dir, mit dem EQ-2 der in FL-Studio enthalten ist wirst du wunderbar auskommen.


    Ich mische alles was ich mache fast ausschließlich mit nur diesem EQ und keinem anderen.


    Und deine Tracks die ich gehört habe sind, sorry das ist jetzt sehr direkt, eh auf einem Level wo es an mehr als der Mische harpert.


    Versuch dich einfach mal mit den FL-Studio-Plugins, die reichen für den Amateur bis hin in den Profibereich für rein elektronische Musik locker aus.


    Mit der Zeit wirst du ein Gehör für einen guten Klang entwickeln und auch lernen wie du es technisch verwertest.


    Einfach ganz viel Musik hören/machen ist da nur mein Tipp.


    Für Fragen zur Umsetzung von bestimmten Techniken(Sidechain usw.) kann man natürlich Fragen und sich auch Tutorials ansehen. Für alles andere ist meiner Meinung nach größtenteils eigene Gehörsbildung gefragt.


    Das kann einem nicht einfach so erklärt werden, schaden tuts aber bestimmt auch nicht.

  • Hab gerade mal in deine Tracks reingehört: Hauptproblem ist dein Mixing. Ich höre da sehr viele Frequenzüberlagerungen, insgesamt sehr unsauber. Du musst die einzelnen Instrumente viel klarer trennen, radikal alles an tiefen Frequenzen weg (ab 120Hz), außer Kick und Subbass. Das würde schon viel verbessern. Dann Sidechaining: Kick und Snare ducken alle anderen Instrumente, Snare um 200Hz und 3kHz, Kick um 3kHz und 120Hz - 200 Hz + alles unter 120Hz komplett weg bei jedem Kickschlag. Du musst daher alle Bass-Synths aufsplitten in unter 120Hz und alles darüber, damit du den Kanal mit den Bassfrequenzen ducken lassen kannst.


    Kompression ist der nächste Schritt, da muss man aber seine eigene Vorgehensweise entwickeln. Ich lege mir verschiedene Instrumentengruppen an (Drumbus, Bassbus, Leadbus, etc.) und habe am Ende des Kanals jeweils einen Maximus und komprimiere dann jeweils die Gruppe einzeln. Oft hab ich auch noch eine leichte Kompression auf den Instrumentkanälen, das kommt aber auf die Sounds an. Kick und Snare würde ich auch immer komprimieren, um die Peaks zu reduzieren. Da musst du aber immer checken, ob Kick und Snare noch natürlich klingen und genug punch haben. Das ist ebenfalls Erfahrungssache.


    Am Ende solltest du einen Mix aufm Masterkanal haben, der keine großen Peakspitzen aufweist und irgendwo zwischen -6db und -4db rumspringt. Je geringer die Peakspitzen, desto besser ist dein Mix (da sich keine Frequenzen überlagern und aufaddieren) und desto mehr Lautheit kriegst du am Ende raus.


    Track dann als 24bit 44.1kHz .wave rausrendern, neues Projekt aufmachen und dort dann mit der .wave mastern. Hauptaufgabe ist es hier via Kompressor die Lautheit zu erzeugen, die du haben willst. Limiter auf -0,3db und dann Gain hochfahren bis du die ersten Verzerrungen oder Pumpen hörst, dann wieder mitm Gain runter, bis du zufrieden bist mit dem Klang. Hier gibts auch noch ein paar Tricks die du anwenden kannst, wie z.B. Subbass-Bereich noch mal komprimieren, Stereobreite draufgeben, Exciter drauf, via EQ nachfärben... aber das sind alles nur Kleinigkeiten, die du machen solltest, wenn der Track laut genug werden kann ohne dass es zerrt oder pumpt.


    Ein Tipp noch: Schalte mal die Delay Compensation von FL Studio an, falls du das noch nicht gemacht hast. Kleinere Phasenverschiebungen, die durch das Processing entstehen, können deinen Mix auch extrem unsauber machen.

  • Danke. Das unterteilen in Instrumentengruppen wäre doch schon ein kleines "Vormastering" in Bezug auf Komprimierung? Was natürlich viel zielgerichteter erfolgt, als auf der Summe.
    Delay Compensation?
    Bei deinem Track A Song About #GamerGate: Harbinger - SJWP gehen die Vocals schön breit. Oben (und auch sonst) wird immer gesagt Vocals in die Mitte. Wie bringst du (ungefähr :wink: ) die Vocals in die Breite?

  • Meine Unterteilung von Mastering und Mixing: 95% ist Mixing, Mastering pusht nur noch die Lautheit hoch und man streut noch etwas Stereobreite und Exciting drauf, wenn man möchte.


    Abhängig vom Genre, würde ich dir fast immer empfehlen bereits im Mix zu komprimieren. Am besten leicht und mehrstufig, immer mit dem Gehör nachchecken ob irgendwas "unnatürlich" klingt. Durch leichte Kompression erreichst du insgesamt eine Verdichtung des Mixes (das ist oft das, was als "professioneller Klang" wahrgenommen wird). Das Einteilen in Instrumentengruppen + Kompression der Gruppe lässt den gesamten Sound verschmelzen und verstärkt den dichten Klang.


    PDC: Du kannst Delay Compensation auch manuell machen, es gibt aber auch eine automatische Funktion in FL Studio (die nicht immer perfekt funktioniert aber meistens das tut was sie soll). Die findest du unter: Mixer --> oben links auf den Pfeil --> Plugin delay compensation (PDC) --> Set automatic for all tracks.


    Die Vocals in meinem Track sind teilweise rechts und links gepanned. Ansonsten haben alle Vocals ein Delay drauf (Plugin: Delay Bank) und das Delay hat Stereo-Separation aktiviert. Zusätzlich habe ich beim Mastering die Höhen noch verbreitert, was diesen Effekt noch mal verstärkt. Die Dry-Signale sind aber alle mono.

  • Ich weiss jetzt nicht mehr, wo darüber gesprochen wurd, über diese Mastering Zusatzplugins.


    Hab mir gerade aus dem aktuellen Beat Sonderheft >Tonstudio Bibel< das Plugin Tone2 Akustix Enhancer* installiert.
    Ist zwar laut Erfinder zum aufbereiten von alten schlechten Aufnahmen entwickelt worden....aber


    Und in mein aktuelles Projekt geladen.
    Also ich muss sagen.....das macht schon was aus. :eusa_dance:


    Wie ich mal erwähnt hab, es ist zwar unsportlich. Der Charakter des Stücks kann plötzlich ganz anders sein.
    Kann halt passieren, daß gewisse Instrumente anders platziert, ja sogar richtig umgekrempelt werden (wie hier in meinem Fall, die Vocal ungewollt gespreitzt wird. etc...)
    Zahlt sich aber aus, es mal zu probieren. :wink:


    Aber solange der Mix besser wird/fett klingt/man noch was rausholen kann. (Muss ja keiner wissen :D ) :wink:


    Muss man halt ausprobieren.


    Zumindest kann man irgendwelche langweilige Monoaufnahmen oder alte Schallplatten aufpeppen. :rolleyes:

  • Hat hier auch jemand einen Track von sich der nach dem professionellen mastering professionell klingt. bzw. die typische Lautheit besitzt ? :-)
    Ich bekomme meine Tracks gut laut und dicht, aber es klingt noch nicht wie z.B. die Tracks von sagen wir einmal bekannten Labels wie Spinnen Records oder sonstigen.

  • Der hier wurde gemäss Label relativ professionell gemastert (zumindest vom Name her :D ):


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  • keine ahnung wie spinnin oder was auch immer klingt.. ist ja auch völlig anderes genre...


    aber professionell gemastert.. und laut (eigentlich sogar über der normalen lautheit des genres.. aber das variert auch etwas) https://milegarecords.bandcamp…k-magier-planet-connector



    aber generell geht doch mal von eurem lautness wahn weg.. immer mehr plattformen bekommen eine loudness angleichung.. und es ist im grunde auch völlig egal.. solang es eine einigermaßen vernünftige lautheit hat.. es ist wichtig, das das mastering dem track bzw. dem album oder der compilation fördert.. nicht der lautheit


  • Nee, das muss alles zerren und kalt klingen. Hauptsache es ballert und ist laut unhörbar wegen den übergesättigten Höhen. :D
    Transienten, was ist das? Brauch man nicht!

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