Trotz Low-/Highcut größerer dB-Ausschlag?

  • Ich bin wieder an einem neuen Projekt dran und habe dort den Bass mit dem Parametric EQ2 so bearbeitet, dass die Tiefen ab ca. 27 Hz und die Höhen ab ca. 4700 Hz "abgeschnitten" werden, um den Mix aufzuräumen. Allerdings schlägt der dB-Meter im Mixer dann bis auf ca. -6 dB aus, ohne EQing allerdings nur bis ca. -9 db. Wie ist das zu erklären? Für den Vorher-/Nachhervergleich habe ich natürlich den Bass einzeln gespielt, die anderen Instrumente also gemutet. Auf dem Kanal vom Bass liegt ausschließlich der EQ2 und auf dem Master-Kanal liegt nichts. Dass andere Plugins das bearbeitete Signal beeinflussen, wäre damit ausgeschlossen.


    Danke im Voraus! :)

  • Welche Flankensteilheit hast du denn bei den cuts gewählt und welche reso?


    Aber das bestätigt ja nur meine alte these, dass 20/20.000 cuts Schwachsinn sind weil sie keiner hört und schlimmstenfalls noch alles vermatscht wird/Dynamikumfang genommen wird

  • Hm also was ich weiß, ist, dass cuts grundsätzlich durch den Algorithmus bedingt eine Resonanz an der cut-off Frequenz verursachen, die sich meines Wissens nach nur durch linearphasiges oversampling verhindern lässt, was der EQ2 nicht kann. Diese Resonanz ist stärker, je steiler die Kurve ist. Ich benutze nur die gentle 1 und gentle 2 genau aus dem Grund. Also das wäre momentan meine einzige Idee, wie es zu der Pegelsteigerung kommt

  • Sehe ich das richtig dass damit das Frequenzen aussieben, also die Suche nach sich überlagernden und gegenseitig hochschaukelnden Frequenzen, mit abschliessendem Absenken derselben, auch nicht mehr der Weisheit letzter Schluss sind? Weil die sind ja dann extremst steil. Wie soll man denn dann sonst die Störfrequenzen rausbekommen?

  • Um mal ohne weiter drauf einzugehen 3 Grundlegende Dinge zu EQs zu sagen. Einen möglichst natürlichen Klang beim EQen erhält man, indem man auf Folgendes achtet:


    Anheben so breit wie möglich.
    Absenken so schmal wie möglich.
    Cutten so flach wie möglich.


    Generell gilt, weniger ist manchmal mehr. Außerdem sollte grundsätzlich IMMER im Kontext bearbeitet werden, also während der gesamte Mix läuft. Nicht alles muten und dann bearbeiten. Also wie du, den Bass einzeln.


    Wenn du die Energie aus den Tiefen nimmst, hat der Sound mehr darüber, so kann es sein, dass dein db-Meter mehr ausschlägt.

  • Also beim Bass die Höhen mit einem sehr flachen Cut abzuschneiden ist ja kein Problem, aber wenn man die untersten Frequenzen etwas cutten will, kann man doch eigentlich nur mit einer relativ steilen Flanke arbeiten? Auch bei Kicks cutte ich meistens am untersten Ende immer etwas mit einer sehr steilen Flanke. Wie löst man dieses Problem?

  • Zitat


    Anheben so breit wie möglich.
    Absenken so schmal wie möglich.
    Cutten so flach wie möglich.


    Um meine Frage zu wiederholen, wie passt das mit dem Frequenzen aussieben zusammen? Das ist einfach per Design Steil und Steil und Steil. Denn sonst würdest du ja Sachen wegschneiden die du nicht wegschneiden willst. Und wie Muz schon geschrieben hat, das passt auch gar nicht auf den Fall dass du die unteren 30 Db abschneiden willst. Auch da musst du steil schneiden.


    Und für wen gilt das eigentlich? Macht sich das überhaupt in einer Hobbyproduktion bemerkbar? Oder ist das ein High End Tip für die Jungs mit den dicken Tonstudios?


    Irgendwie ist das für mich alles noch bissi ungereimt :)

  • @ Muz: Die untersten Frequenzen kannst du auch mit einem Master- Lowcut absenken, falls da wirklich noch etwas stören sollte. Das spielt auch erst dann eine Rolle, wenn du deinen Mix richtig laut machen möchtest.


    Probiert es doch einfach mal aus. Ich habe mich mit diesen Themen schon vor einem Jahrzehnt rumgeschlagen. Und ich hatte damals die gleichen Probleme, wie ihr. Seitdem ich meine Cuts flacher mache, und kaum noch extreme Eingriffe mit dem EQ vornehme, ist mein Klang sehr viel besser geworden.


    Das Thema hat mit High End nichts zu tun. Es ist einfach die Praxis und die Erfahrung, die euch fehlt. Schon mit einem richtig angewendeten, flachen Lowcut für jedes Instrument kann man einen kompletten Mix gut abmischen. Um den Lowcut richtig zu setzen, braucht man aber geschulte Ohren. Die viele Fummelei und wildeste EQ- Kurven mit Equalizern in Instrumenten ist nur selten wirklich zielführend.

  • Hmmm. Du lässt also die störenden Frequenzen einfach drin und dünnst gar nicht mehr aus?


    Versteh mich nicht falsch. Ich glaube und vertraue deiner jahrelange Erfahrung. Aber du erzählst hier quasi das genaue Gegenteil von dem was man sonst erzählt bekommt. Das ist der Teil mit dem ich irgendwie hadere :)


    Bisher hat mir halt jeder was von Low Cut und High Cut und störende Frequenzen ausdünnen und Instrumente auf Frequenzen beschneiden um Platz im Mix zu schaffen erzählt. Und dass dann alles viel besser klingt. Und es klingt hier halt auch subjektiv gleich viel besser wenn ich das mache. Ist ja nicht so dass wir das nicht ausprobieren. Und FL kommt mit genau solchen Presets, was heisst dass das eigentlich gängige Mixing und Mastering Praxis ist. Der EQ2 hat ja nicht umsonst zum Beispiel 30 hz + 18 Khz Cut Preset. Steilwandig. Du verstehst mein Kopfkratzen? :)


    Letztenendes ist natürlich erlaubt was funktioniert. Und weniger ist natürlich manchmal wirklich mehr. Vielleicht komme ich ja noch irgendwann an den Punkt an dem du jetzt gerade bist. Den Lernprozess muss man wohl einfach selber durchmachen. Den Teil mit den Ohren bekomme ich aber vermutlich nicht mehr hin :)

  • Was nützen die solche Presets, wenn sie in der Praxis einfach nicht funktionell sind? Klar gibt es solche Presets. Auch Maximus hat Presets. Die sind aber allesamt unbrauchbar, da jeder Mix anders ist.
    Ich behaupte, dass sie von Leuten stammen, die wenig Mixingerfahrung haben. Oder man hat eben Presets, weil Presets sein müssen.
    Die Presets sind nur leider Käse, da sie dein Sound komplett entstellen.
    Natürlich erzählt dir jeder etwas anderes. Wem soll man da noch glauben? Mir kannst du glauben, da ich mich seit vielen Jahren ausgiebig damit befasse.


    Natürlich dünne ich aus. Aber eben so, wie auf diesem Bild:


    [Blockierte Grafik: https://dl.dropboxusercontent.…83723766/Beispielbild.png]


    Wenn mir unten zu viel Matsch ist, wird die Bandweite u.U. sogar noch flacher. Oft nehme ich auch nur einen Lowshelf, und senke unten ein wenig ab, statt alles abzuschneiden. Selten kommen steilere Filter zum Einsatz, z.B. ab und zu bei der Kickdrum.
    Zusätzlich schicke ich alle Signale durch meine selbstgebastelte Lo Pass Hi Pass- Trennung mit integriertem frequenzselektivem Sidechain über die Kickdrum. Auch da verwende ich flache Filter, die aber phasenlinear arbeiten, und speziell die tiefen Subfrequenzen separieren.


    Die Trennung findet sich hier, und kann in dieser Form auf jeden Mix angewendet werden:
    https://dl.dropboxusercontent.…0Hi%20Pass%20Trennung.zip


    So entsteht auch mit wenigen EQ- Eingriffen ein sauberer Mix.


    Extreme Flankensteilheiten sind in der Praxis so gut wie nie zielführend, da an den Filterflanken Frequenzerhöhungen entstehen. Ich habe diesen Effekt z.B. mal bei einer Kickdrum im Mastering gezielt genutzt. Da war die sehr tieffrequente Kickdrum unten einfach nicht kräftig genug. Also habe ich einen extrem steilflankigen Lowcut bei ca 45 HZ gesetzt, und nutzte so die Frequenzerhöhung bei 55 HZ, um die Kickdrum zu pushen. Heute würde ich solche Dinge aber eher im Mixing vornehmen.

  • Die kannst du ruhig weiterhin so bearbeiten. Wobei ich persönlich solche Störfrequenzen wirklich sehr selten habe, da sie oft nur durch einen extrem übertriebenen Resonanzboost erzwungen werden.

  • Wie CJoe sagte, solche Presets haben keinen großen Nutzen, außer unerfahrenen Leuten die Lautheit zu zeigen. Das ist wie wenn man Presets für einem Synthesizer erstellt. Dort soll alles so fett und breit wie möglich klingen (um das Maximale zu verschönern), solche Presets nützen dir in einem Mix allerdings nichts, denn da wären sie ZU breit und ZU fett. Nur als Vergleich.
    Das ist genau wie mit solchen steilen Lowcuts für Kicks, sie klingen im normalen Mix vielleicht erstmal gut. Aus Erfahrung kann ich allerdings sagen, dass die steile Kurve beim Mastern dann zum Nachteil wird und einen ausgewogenen natürlichen Mix verhindern (kann*). Wenn du jetzt so wie in CJoes Beispiel die Frequenzen cuttest (oder wie er auch gesagt hat, mit Lowshelf absenkst) hast du dann beim laut machen keine Nachteile mehr.
    *Kann bezieht sich auf Erfahrungswerte, aber wie jedes mal, kommt es auf den Mix an. Alles kann, nichts muss.

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