Welchen Sinn machen Multiband Kompressoren?

  • (bitte korrigieren)
    Klassischerweise wird in einem Kompressor ein db-Wert eingestellt (Treshold) bei dem der Kompressor anfängt die darüberliegenden Werte zu verdichten, je nach eingestellter Ratio. Die Schnelligkeit des Zupackens/Loslassens wird über eine Envelope gesteuert (Was genau mach Ahead?). Anschließend wird der "Verlust" über Gain (zu Lasten der Dynamik) hochgesetzt.
    Warum kann es Sinn machen, also wofür braucht man, eine Kompression auf einzelne Frequenzbereiche unterschiedlich vorzunehmen? Einen Multiband-Limiter kann ich mir vorstellen, um beispielsweise Bass- und Höhenspitzen abzufangen, aber eine Kompression, die durch Gain wieder summenmäßig hochgezogen wird? Sollte das nicht besser über das EQing erfolgen?

  • Ich kann dir nicht sagen, ob es einen allgemeinen Anwendungsbereich gibt, sondern nur wie ich Multibandkompression einsetze: Um einer Kick ein dickes Bassfundament zu verpassen, komprimiere ich oft den Bereich unter 120Hz relativ stark mit einem langen Release, während ich die Höhen und Mitten nur wenig komprimiere und kurze Releasezeiten verwende. Durch die schwache Kompression im Mitten- und Hochton-Bereich bleibt der Transient (und damit der Punch) besser erhalten, als wenn ich einfach das ganze Signal plattwalze. Theoretisch könnte man das Sample auch mit einem EQ bearbeiten, würde dann aber an der Dynamik nichts verändern und das ist gerade für ein konstant fettes Bassfundament wichtig.


    Weiterhin macht es manchmal Sinn im Mastering auf der Summe nur die Subbass-Frequenzen noch mal zu komprimieren, um Verzerrungen beim Lautmachen zu vermeiden.


    tl;dr: Multibandkompression macht Sinn, wenn Einbandkompression das Signal zu stark beeinflussen/verfärben würde und dieser Effekt nicht gewünscht ist.

  • Theoretisch ist das möglich, würde aber ein anderes Klangergebnis erzeugen. Ein Kompressor arbeitet immer abhängig vom Eingangsignal. Und das ist nicht das gleiche, wenn ich einmal nur den Bassbereich reinleite und einmal das komplette Signal. Aber bitte nimm meine Worte dazu nicht als bare Münze, denn mein technisches Wissen habe ich mir hauptsächlich durch ausprobieren und hinhören angeeignet. :D


    Wenn du Maximus hast, dann probier es doch einfach mal aus. Leg ein Kick Sample auf den Kanal und füge Maximus hinzu. Aktiviere alle 3 Frequenzbänder, stelle die Graphen, Pre-Gain, Post-Gain, Attack und Release auf Standard-Werte. Wenn du jetzt das Kick Sample im Loop laufen lässt, dann kannst du rechts im Zeitverlauf sehen, wie das Eingangssignal aussieht und was passiert wenn du die Kompressionseinstellungen veränderst.

  • Letztlich ist ein Multiband Compressor nichts anderes als ein multi-paralleler Bandpass Filter mit variabler Limiter & Normalizer Schaltung hinter jedem "Pass".


    "Ahead" können nur Digitale Kompressoren. Sie analisieren den Pegel bereits vor dem eigentlichen Input, und können somit zb Spitzen unabhängig von den restlichen Parametern vorab korrigieren. Bei "negativem" Timing findet hier eine Verschiebung im ms Bereich des restlichen Signals statt (wie bei Latency Compensation).


    Der Sinn ist, das man die Frequenzen vorher nicht durch EQ's (mit entsprechenden Phasenverschiebungen in den Übergangsfrequenzen der Bands) trennen muss, sondern beides in einem Gerät zusammenfassen kann.

  • Kommt auf dem Algorithmus an. Professionelle Geräte wie der Maximus berechnen korrigieren solche Abweichungen intern, nach dem Prinzip eines abgeschirmten (symmetrischen) XLR-Kabels mit Gegenprüfung.


  • Kommt auf dem Algorithmus an. Professionelle Geräte wie der Maximus berechnen korrigieren solche Abweichungen intern, nach dem Prinzip eines abgeschirmten (symmetrischen) XLR-Kabels mit Gegenprüfung.


    bitte was?=??

  • Sorry, etwas geschwurbst ... bei Echtzeit-Filtern kommt es ohne Latenz natürlich immer zu Phasenverdrehungen, sonst würden sie ja nicht filtern.


    Eine "Gegenprüfung" in dem Sinne ist bei Phasenlinearen Filtern nicht gegeben, da diese nicht in Echtzeit filtern, sondern auf Impulse antworten und eine Latenz hinzufügen.

  • @ Fleshdiet: Da kann man sich jetzt drüber streiten. Klar kannst du alles mit Multibandkompressoren totkomprimieren. Ich halte das aber für unnötig. In der Regel reicht ein richtig eingestellter Standardkompressor auch aus, wenn du "Tricks" wie frequenzselektives Sidechain nur für die tiefen Bässe anwendest, und richtig mit dem EQ die tiefen Frequenzen entfernst. Starke Kompression macht den Sound leider schnell sehr flach und künstlich, statisch und langweilig klingend.


    Ich bin kein großer Fan von derartigen Kompressionsanwendungen, und es überzeugt mich überhaupt nicht, Multibandkompressoren en Mass auf jeden Sound zu klatschen, um es laut zu bekommen. Ich bekomme die Musik auch ohne solche Methoden laut. Dann lieber mit Lowcuts arbeiten, und nur moderate Kompression anwenden, um den Klang ein wenig kompakter zu formen. Und minimale Phasenverschiebungen sind für Sounds, die hauptsächlich oberhalb von 200 HZ spielen, auch kein Problem. Aber soll es jeder machen, wie er will.


    Meine klanglichen Erfahrungen mit starker MBC- Kompression während des Abmischens sind jedenfalls verheerend.


    Zu deiner Frage, h66:
    Durch die Multibänder bist du eben in der Lage, z.B. die Höhen und Mitten von der Kompression teilweise oder ganz auszuschliessen, wodurch diese weniger gepresst klingen. Gleichzeitig ist es dir möglich, durch das Anheben des Mittenbandes mittlere Anschläge z.B. von Drums zu verstärken, die Tiefen wegzukomprimieren (Was häufiger beim Mastering passiert), oder auch die Höhen, falls zu agressiv, stärker zu komprimieren oder im Gain abzusenken.
    Ein Multibandkompressor ist ja nichts anderes, als ein Mehrfachfilter mit 3-5 Kompressoren. Umso mehr Bänder du hast, umso mehr Eingriffsmöglichkeiten hast du. Für das Mastering reichen 3 Bänder aus, wenn man sie vernünftig einstellt. Wenn du solche Multibandkompressoren im Mid/Sidemodus verwendest, kannst du sogar die Stereobreite erhöhen, indem du das Mitten- und Höhenband auf dem Sidebus im Pegel anhebst. Oder du kannst Mitten und Seiten separat komprimieren.


  • Ich bin kein großer Fan von derartigen Kompressionsanwendungen, und es überzeugt mich überhaupt nicht, Multibandkompressoren en Mass auf jeden Sound zu klatschen, um es laut zu bekommen. Ich bekomme die Musik auch ohne solche Methoden laut.


    Entscheidend ist hier nicht die Lautheit, sondern die Kontrolle der Dynamik. :eusa_naughty: Gerade bei stark Filter-modulierten Basssounds (wie ich sie verwende), die bis zu 2 Oktaven im Pitch hoch und wieder runterspringen, ist irgendeine Form der Dynamikkontrolle wichtig. Spätestens im Master würde dann nämlich auch die Top-Maximizer/Limiter an ihre Grenzen kommen. Ob man einen MBC braucht oder nicht, hängt von der Situation innerhalb des Mixes ab.

  • Ich hab oft genug einen Standardkompressor statt dem MBC genommen, und hatte fast dieselbe Kontrolle. Es ist Einbildung zu glauben, man hätte mit Multibändern viel gewonnen. Im Mastering sind diese wichtig, um wirklich auf der Summe eine unterschiedliche Dynamik für Tiefen, Mitten und Höhen zu ermöglichen. Im Mix hingegen gibt es z.B. Tiefbässe und Oberbässe, die separat abgemischt und komprimiert werden. Der Oberbass spielt häufig eine Oktave höher. Wenn man das so macht, macht ein MBC wenig Sinn.


    Ich will hier keinem seine Arbeitsweise madig machen. Aber oft ist weniger mehr. Viele Dinge sind einfach übertrieben. Man braucht keine 10 Kompressoren pro Instrument, um einen guten Sound zu haben. Und genauso wenig braucht man unbedingt die Multibandkompressoren.

  • Arbeitest du mit besagten Bässen? Falls nicht, dann verstehe ich nicht worauf du hinaus willst. ;) Um mal ein Beispiel zu nennen: Ein steilflankiger Double-Notch Filter kann durch Resonanzen extreme Peak-Anhebungen im Mitten und unteren Mitten-Bereich erzeugen. Wenn ich die kontrollieren möchte, um einen einigermaßen ausgeglichenen Peak (sprich relativ wenig Dynamik) zu erreichen, kann ich einen MBC nutzen um genau diesen Frequenzbereich zu komprimieren, während der Hochtonbereich unbeeinflusst bleibt. Das hat ein offeneres Gesamtergebnis zur Folge, als wenn ich das komplette Signal komprimiere.


    Natürlich kann ich den gleichen Effekt auf umständliche, manuelle Weise erreichen. Aber wozu den Aufwand machen, wenn ich in einem MBC einfach den Frequenzbereich einstelle, in dem ich die Dynamik unter Kontrolle haben möchte?

  • Hier noch mal als Demonstration, was klanglich mit einem MBC zu machen ist:


    [mp3]http://www.flstudio-forum.de/attachment.php?aid=15622[/mp3]


    Zuerst kein MBC am Ende der Signalkette, dann MBC aber nur Summenkompression, und am Ende Multibandkompression. Die letzten beiden jeweils mit Maximus gemacht.


    Das ist natürlich ein sehr spezielles Anwendungsgebiet, aber ich denke man kann relativ gut hören wie gut sich der Subbass betonen lässt, während die Mitten kontrolliert bleiben. In der zweiten Variante werden die Mitten und Höhen viel zu stark betont, während der Subbass weiterhin schwächelt. Natürlich ließe sich das auch per EQ an mehreren Stellen in der Signalkette bearbeiten, würde am deutlich mehr Zeit kosten und vermutlich auch nicht den gleichen, konstanten Bass erzeugen.

  • Ich benutz MB Kompression Häufig auf Overheads. Letztens hatte ich eine Produktion, bei der der Drummer seine offene HiHat nicht wirklich im Griff hatte. Häufig waren einzelne Schläge viel zu laut. Ein normaler Kompressor war aber keine Option, da dieser Snare und Kick auch beeinflusst hätte. Mit einem MB Kompressor konnte ich dann gezielt die Frequenzen bearbeiten, die bei der offenen HiHat aus dem Ruder leifen.


    Bei Jazz benutze ich einen MB Kompressor häufig auf dem Kontrabass, wenn mir die Zupfgeräusche zu laut sind. Damit kann ich dann gezielt eingreifen, ohne die Dynamik des Basses ansich einzuschränken. Denn bei Jazz ist Dynamik erwünscht.

  • Ich kann euch abraten einen multiband kompressor an dem master zu setzten ! ihr schränkt unnötig die dynamik ein was wiederum sich negative auf den sound auswirkt !
    multikompression macht sinn bei einzelnen sounds durch den multi komp könnt ihr so gewünschte freqeunzen splitten und hervorheben ! aber lieber ein eq als son multi komp .gruß

  • Das ist so nicht korrekt. Ein Multibandkompressor wirkt sich nur auf die Dynamik aus, wenn man die einzelnen Bänder dementsprechend einstellt. Es kann durchaus Sinn machen auf der Summe den Subbass-Bereich noch einmal separat zu komprimieren, während Mitten und Höhen unangetastet bleiben.


    Und was heißt "schränkt unnötig die Dynamik ein"? Ob ich einen Multibandkompressor oder einen normalen Kompressor/Limiter/Maximizer auf dem Master verwende macht erst einmal keinen Unterschied, wenn ich die Einstellungen ähnlich wähle. In beiden Fällen wird die Dynamik reduziert, um anschließend per Gain die Lautheit zu erhöhen. Oder besitzt ein Multibandkompressor irgendwelche mir unbekannten Funktionen, die einfach nur den Sound schlechter machen?

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